Tipps für das Auswandern nach Schottland


INHALT
  • Schottland: Traumland für Austeiger und Auswanderer

  • Schottland gehört nicht mehr zu EU, wodurch die Beantragung eines Visums vor der Einreise notwendig ist

  • teure Lebenserhaltungskosten wie Wohnen und Essen, schwieriger Arbeitsmarkt

Schottland ist seit vielen Jahren ein Traumland zum Aussteigen und Auswandern. Trotz angeblich schlechtem Wetter sehnen sich viele Menschen danach, in Schottland eine neue Existenz zu verwirklichen. Die englische bzw. schottischen Sprache spielt dabei eine nicht geringe Bedeutung, wenn man bedenkt, dass mit mehr als 1 Milliarde Muttersprachlern englisch die am meisten verbreitete Sprache der Welt ist. Weitere Anziehungspunkte sind die Landschaft Schottlands und vor allem der Reichtum an schottischer Kultur und an den Traditionen der Schotten.

Behördengänge

Seit dem 01. Januar 2021 gehört Schottland nicht mehr zu EU, wodurch die europäischen Ländern zu den Drittstaaten gezählt werden. Das bedeutet, dass von nun an ein Visum vor der Einreise beantragt werden muss, bei dem gewisse Qualifikationen nachzuweisen sind. Unter anderem muss der Bewerber eine Sponsor licence seines neuen Arbeitgebers vorweisen und ein gewisses Gehalt sowie ein Grundbetragt auf dem Konto, damit die Eigenfinanzierung in den ersten Monaten gewährleistet ist. Sprachkenntnisse werden ebenfalls bei der Bewerbung abgefragt. (Weitere Informationen siehe:https://www.gov.uk/apply-to-come-to-the-uk

Auswanderer können eigentlich unverzüglich nach Ankunft in Schottland eine Arbeit annehmen, ein Konto eröffnen und eine Wohnung mieten bzw. Eigentum erwerben.

Eine Wohnung kann man oft nur mit Nachweis eines Bankkontos mieten. Das Eröffnen eines Bankkonto ist bei den meisten Banken wiederum nur möglich, wenn man eine schottische Adresse nachweisen kann (mit sogenannten ‘utility bills’, z.B. Gas-oder Stromrechnungen). Vor allem für Auswanderer, die in Wohngemeinschaften einziehen, kann die Eröffnung eines Bankkontos eine Herausforderung darstellen.

Willkommensschild an der Grenze zu Schottland bei Gretna Green.
Wohnungen können in Schottland sehr teuer sein, vor allem in den sogenannten guten Wohngegenden.
Das vorbildliche Schlagestehen nennt man in Schottland Queueing.

Krankenversicherungen

Bezüglich einer Krankenversicherung in Schottland ist man mit oder ohne Arbeit automatisch über den “National Health Service’ versichert. Wer in Schottland einen festen Wohnsitz hat bzw. arbeiten geht, sollte eine sogenannte ‘National Insurance Number’ (NIN) beantragen, die mit einer Sozialversicherungsnummer vergleichbar ist. Dies kann man in einem der zahlreichen ‘Jobcenter Plus’ nach Terminvereinbarung machen. Auch der Eintrag ins Wahlregister ist hierüber möglich. Zur Beantragung braucht man einen Pass und einen Adressnachweis. Die Nummer wird dann wenige Woche nach dem Gespräch per Post zugestellt.

Der schottische Arbeitsmarkt

Eine qualifizierte Arbeit zu finden ist aber mittlerweile - seit der Finanzkrise, die Schottland aufgrund der Abhängigkeit vom Bankwesen ziemlich verrüttet hat – nicht mehr einfach. Zwar werden immer noch viele Stellen im Hotel-und Gastronomiegewerbe mit ausländischem Personal besetzt, aber die höherqualifizierte Stellen sind rar und werden aufgrund anerkannter Abschlüsse, Qualifikationen und Referenzen im Zweifelsfall eher an Schotten vergeben.

Wer nach Schottland auswandern möchte, tut das also am besten mit einem kleinen finanziellen Ruhekissen, um vor Ort auf Stellensuche zu gehen.

Das Hauptproblem in den schottischen Highlands ist und bleibt die Landflucht: Die meisten jungen Leute ziehen aus den Highlands weg in die großen Städte Schottlands, weil dort die Chance, einen Job zu bekommen deutlich größer ist. Die Arbeitslosenquote in Schottland betrug vor der Finanzkrise übrigens nur 3%, (in Edinburgh sogar nur 0,7%). Mittlerweile pendelt die Quote zwischen 6-8%. In den Highlands haben wegen der niedrigen Löhne v.a. im Tourismus die meisten Menschen mehrere Jobs. Vielfach sind hier auch junge Leute aus Amerika, Australien, Neuseeland, Südafrika und Kanada zu finden, die herumreisen und jobben. Durch die EU-Osterweiterung findet man außerdem viele Osteuropäer im Tourismus und der Gastronomie.

Wohnen in Schottland

In Großbritannien im Allgemeinen und damit auch in Schottland ist das Leben teurer als in großen Teilen Westeuropas (Großstädte wie z.B. München halten jedoch problemlos mit). Das bezieht sich nicht nur auf die Städte sondern auch auf die Highlands & Islands. Während in den Städten das Wohnen recht teuer ist, gibt man in den Highlands deutlich mehr Geld für Lebensmittel und Benzin aus. In vielen kleinen Dörfern gibt es nur einen Supermarkt – der auch meistens gleichzeitig Post, Tankstelle, Baumarkt und Buchladen ist. Die fehlende Konkurrenz und vor allem die hohen Transportkosten sind der Grund für die teuren Preise vor Ort.

Das Wohnen in den Städten ist sehr teuer, vor allem durch die hohen Mieten und die Council Tax, eine Art Gemeindesteuer (£85-£250/Monat für Wasser/Müll). Daher wohnen in den schottischen Städten nur sehr wenige Menschen alleine. Wohngemeinschaften gehören auch nach dem Studium zur gängigen Wohnform.

Wohnungen werden in Schottland nicht nach Quadratmetern, sondern nach Schlafzimmern berechnet - egal, wie groß! Hinzu kommen Bad, Küche und Wohnzimmer. Ein 3-Zimmer-Wohnung (2-Bedroom-Flat) kostet im Schnitt in Edinburgh ca. £745 kalt (London: £1.700, Stirling: £630, Wick: £430). Hinzu kommen ca. £80 Nebenkosten wie TV, Telefon & Internet sowie die besagte Council Tax (£85-£250). Die Mietwohnungen sind in der Regel möbliert, was das Umziehen leichter macht: Im Schnitt bleiben Mieter 1-2 Jahre in einer Wohnung, bevor sie weiterziehen.

In Schottland wie im gesamten Königreich ist es üblich, anstatt zu mieten, im Eigenheim zu wohnen.

Die Schotten stottern lieber einen Kredit ab (eine sogenannte ‘mortgage’), als Miete zu zahlen. Über 60% der Schotten wohnen im Eigentum. Als Besitzer eines Hauses oder einer Wohnung bleibt man im Schnitt 5-10 Jahre an einem Ort wohnen. Dabei sind die Haus-und Wohnungspreise alles andere als günstig. Eine Dreiraumwohnung (2-Bedroom-Flat) kostet in Edinburgh im Durchschnitt £190.000 (London: £400.000, Stirling: £130.000, Wick: £75.000). Die Preise sind nur kurz durch die Finanzkrise gesunken und waren innerhalb von einem Jahr wieder auf dem altem Stand.

Eine Besonderheit in Schottland ist, dass es hier viele alte Gebäude gibt. Das führt zum einen zu vielen Restriktionen durch den Denkmalschutz (alte einglasige Fenster, alte zugige Türen) und zum anderen dazu, dass viele Häuser und Wohnungen seit der Installation von fließend Wasser und Strom nicht mehr modernisiert wurden. Keine Zentralheizung zu haben ist in Schottland keine Seltenheit. Doppelverglaste Fenster und Isolierungen gehören auch nicht zur Norm, was die Gaskosten oft in die Höhe treiben lässt. Auf der Plusseite kann man in Schottland vor allem in den Städten unglaublich schöne Altbauwohnungen mit Stuckverzierungen und großen Panormafenstern finden, wovon die meisten mit (Gas-)Kamin und altem Holzparkett ausgestattet sind.

Schottischer Alltag

Das Leben geht in Schottland ein wenig entspannter zu und erscheint oft nicht so hektisch wie man es vielfach aus dem deutschsprachigen Raum gewohnt ist. Die Schule und auch die meisten Jobs beginnen nicht vor 9 Uhr, und auch die Geschäfte öffnen in der Regel erst gegen 10 Uhr. Die Schotten sind zudem äußerst ausgehfreudig: Cafés, Bars, Pubs, Restaurants, Kinos, Theater, Museen – es gibt in Schottland vor allem in den größeren Städten ein großes Angebot an Unternehmungen. Essengehen und Pub-Besuche gehören zum ganz normalen Alltag. Das Meer und die vielen Naherholungsgebiete, in denen man per Wanderausflug, Picknick oder Radtour vom Alltag ausspannen kann, liegen oft in unmittelbarer Reichweite.

Umgangsformen: der schottische Knigge

Die Schotten wie die Briten allgemein sind sehr versiert im Duktus der Höflichkeit.

Wendungen wie „How are you“, „Sorry“ und „Thank you“ sind permanent im Gebrauch. An den Ausweichstellen der single track roads lässt man passieren, überholen und dankt, egal wer Vortritt hatte oder gab. Vor Bushaltestellen, Ticketschaltern, Kinokassen – wo auch immer viele Menschen das gleiche wollen, stellt man sich wohlerzogen und anständig hinten an (queue). Auf der ganzen Insel sieht man selten Drängler, nur eine disziplinierte Queueing-Kultur.