Hogmanay: Das schottische Silvester


INHALT
  • Silvester ist der wichtigeste schottische Festtag im Jahr

  • First Footing: eines alte Tradition des Hausbesuchs

  • ein fast vergessener Brauch in den Highlands: Saining

  • Hogmanay in Edinburgh: eine der grössten Silvesterfeiern in Schottland

Hogmanay – die Silvesternacht am 31. Dezember – ist einer der wichtigsten schottischen Feiertage im Jahr. Wie in vielen Städten und Ländern der Welt pilgern kurz vor Mitternacht die Menschen zu den Marktplätzen, um gemeinsam auf das neue Jahr anzustoßen: in Schottland traditionell oft mit einer Flasche Whisky in der Hand. Früher wurden die Whiskyflaschen nach dem Leeren angeblich auf dem Asphalt zerschellt, was Glück bringen sollte. Ebenfalls zu Mitternacht wird ‘Auld Lang Syne’ gesungen, die Nationalhymne von Robert Burns. Das Lied wird mittlerweile im Kreis gesungen, wobei die Schotten am Ende der letzten Strophe mit gekreuzten Armen jeweils die Hand das Nachbarn halten. Die meisten Schotten servieren am Neujahrsabend ein festliches Dinner mit Steak Pie.

Zur Erholung und dem ‘First Footing’ bestimmt, sind der 1. und 2. Januar in Schottland Feiertage. 

Viele Gegenden von Schottland haben ihre eigenen Hogmanay Rituale entwickelt. In Stonehaven südlich von Aberdeen zum Beispiel werden mit dem Läuten der Rathausglocken 1 Meter große Feuerbälle entzündet und in einer Prozession schwingend über den Häuptern der Teilnehmer durch die Stadt getragen. Die an heidnische Feuerspektakel anknüpfenden Silvestertraditionen ziehen mittlerweile einige 10 000 Menschen an und wurden. In den Fischereigemeinden der Ostküste und um Dundee hat man früher beim First Footing einen dekorierten Herring von Haus zu Haus getragen, während in Falkland in der Region Fife die Männer mit Fackeln den örtlichen Hausberg bestiegen. 

 

First Footing

In familiärer Runde endet das Jahr in Blairgowrie, einer 8000 Seelen-Ortschaft nahe Perth (oder in jeder anderen beliebigen Ortschaft in Schottland). Die fast erwachsenen Kinder sitzen am Tisch, die Eltern und ein paar Freunde. Man ißt, knabbert, schwatzt und trinkt sich Mitternacht entgegen. Evergreens im Hintergrund stimmen ab und zu zum Mitsingen an, dann vergißt man das Singen wieder. Kurz vor 12 ziehen sich alle hektisch die Jacken an. Die Frauen greifen sich Sekt und Likör, der Hausherr klemmt sich die Whiskyflasche unter den Arm, die den ganzen Abend unangerührt auf dem Kaminsims stand. Wie überall auf der Welt wird Mitternacht eingezählt, wie überall liegt man sich anschließend in den Armen. Während die Frauen am Sekt nippen, geht der Whisky unter den Männern herum. Oder umgekehrt. Wenig später stimmt jemand Auld Lang Syne, die Hymne des Nationalbarden Robert Burns an. Dann ziehen die Jungen zu einer Party und die Alten zu Nachbarn und Freunden von Haus zu Haus. First Footing nennt sich der alte Hochland-Brauch, der sich heute gerade noch so hält.

Derjenige, der als erste die Schwelle betritt, bringt Glück, den Whisky und ein paar nette Gaben mit.

Waren es früher Kohle, Salz und Black Bun, ein klebriger Fruchtkuchen, sind es heute größtenteils in Raschelpapier gewickelte Süßigkeiten. Dieses Zeremoniell zieht sich in ländlichen Gegenden über einige Tage hin. 

Saining

In einigen abgelegenen Highland-Dörfern hat noch ein anderer alter, mittlerweile seltener Silvesterbrauch überlebt: das ‘saining’ (schottisch für beschützen, segnen): das Segen von Haushalt und Vieh.  

Beim ‘Saining’ wird anz zeitig am Morgen des 1. Januar magisches Wasser getrunken und im Haus versprengt.

Nachdem jedes Zimmer, alle Betten und Einwohner das magische Wasser abbekommen haben, wird das Haus verriegelt und abgedichtet und brennender Wacholder durch das Haus und den Stall getragen -  solange bis auch der letzte Einwohner niesen und husten muss. Erst dann werden die Türen und Fenster geöffnet und die frische Luft und das Neue Jahr eingelassen. Die Hausfrau holt alsdann ein Stärkungsmittel (Whisky) und die ganze Familie setzt sich zum Neujahrsfrühstück nieder.

Hogmanay in Edinburgh

Die schottischen Großstädte feiern Hogmanay, Silvester, wie alle Metropolen der Welt. In Edinburgh etwas sensationeller. Hier findet der größte Silvestermarathon der Insel statt. Während in den 90er Jahren bis zu 400 000 Menschen den Feierlichkeiten beiwohnten, wurden die Zahlen aufgrund von Sicherheitsbestimmungen in den letzten Jahren limitiert. Bereits am 29. Dezember zieht eine Prozession mit Fackeln und Mummenschanz den Carlton Hill hinauf, um ein Feuer zu entzünden. Einen Tag später elektrifiziert ein Straßenkarneval die sonst Nadelstreifen und Pumps gewöhnte George Street. Livebands und Dudelsackorchester spielen, während über die gesamte Straßenlänge „Strip the Willow“, ein schottischer Gesellschaftstanz die Menge antreibt. Am Silvesterabend schließlich bäumt sich alles zu einer gewaltigen Straßenparty auf. Verschiedene Bühnen, Konzerte und ein Riesen-Ceilidh locken Tausende Menschen an. Um Mitternacht wird traditionell „Auld Land Syne“ gesungen und ein Feuerwerk auf allen sieben Hügeln der Stadt entzünd