Geister, Seeungeheuer & Kelpies in Schottland


INHALT
  • Kelpies: Wassergeister und Fabelwesen

  • Monster von Loch Ness & andere Seeungeheuer

  • Burggespenster & andere Geister 

  • Schlachtfelder: schweres Unrecht läßt die Geister nicht zur Ruhe kommen

Vielleicht ist es die zuweilen düstere, unwirtliche Atmosphäre, die Stürme, Wolkenberge und Nebel, die über die Moore und kahlen Berglandschaften Schottlands ziehen. Vielleicht sind es auch die unzähligen Schlachten, Kämpfe und Grausamkeiten der schottischen Geschichte. Oder die vielen jahrhundertealten Ruinen von Burgen und Schlössern, Grabstellen und Steinkreisen. "Niemand in Schottland kann der Vergangenheit entkommen. Sie ist überall und spukt wie ein Geist.“, schrieb Geddes MacGregor. Gepaart mit einem festverankerten, wenn auch langsam aussterbenden Volks-und Aberglauben scheint Schottland den perfekten Nährboden für Spuk-und Geistererscheinungen, Seeungeheuer und andere Fabelwesen zu bieten.

Fast jede Burg hat ihren Hausgeist und jedes Gewässer ist mit einem Wassergeist verbunden.

Zugegeben: der Tourismus forciert natürlich auch einige Spielarten, wie das Seeungeheuer Nessie, dem es zu verdanken ist, das Tausende Touristen Jahr für Jahr in die West Highlands zum Loch Ness pilgern.

In vielen Burgen und Schloessern Schottlands gibt es Spuk Gespenster und Geister.
Fast jede Burg in Schottland hat seine Geschichten ueber Gespenster und Geister.
Die Kelpies sind mythische Wasserpferde aus der schottischen Folkore.

Kelpies: schottische Wassergeister

Fast jedes schottische Gewässer hat seine eigenen Wassergeister, in den Flüssen sind es die Kelpies. Kelpies sind Wassergeister, die ihre Gestalt ändern können, um ihre Opfer anzulocken.

Den keltischen Erzählungen nach verwandeln sich Kelpies bei Kindern gern in Pferde, können aber auch als Menschen erscheinen und Geräusche von Ertrinkenden nachahmen, um die zur Hilfe Eilenden alsdann im Wasser zu ertränken. Einer Geschichte zufolge hat es ein Kind geschafft zu entkommen, es streichelte das Kelpie in Gestalt eines Pferdes und konnte seinen Finger nicht mehr lösen. Um dem tragischen Schicksal zu entkommen, dem seine Freunde bereits ausgeliefert waren, schnitt sich das Kind den Finger einfach ab und konnte fliehen.

Das heißt jedoch nicht, dass eine Begegnung tödlich ausgehen muss, oder mit dem Verlust von Körperteilen einhergeht, denn die Kelpies haben eine Schwäche: schafft man es, ihnen Zaumzeug anzulegen, dann gehorchen sie.

Beweise für die Existenz der skrupellosen Wesen soll es nahe dem Vayne Castle in Angus geben. Am Ufer soll ein Kelpie einen Fußabdruck im Stein hinterlassen haben. Das Risiko einer Begegnung ist jedem selbst überlassen, aber ein Blick auf die 30 Meter große Kelpie Statue Helix Park in Falkirk zu werfen, ist ungefährlich.

Each-uisge: keltische Wasserpferde

Das Each-uisge ist ebenfalls ein Wasserpferd der schottischen Folklore, kommt aber im Gegensatz zu den Kelpies im Meer und in den Fjorden und Seen der Highlands vor. Es soll noch boshafter als die Kelpies sein. Dabei ist seine Vorgehensweise ähnlich. Es taucht in Gestalt eines gutaussehenden Mannes oder eines Pferdes auf und lässt sich sogar reiten. Dieser Ritt kann allerdings in Wassernähe gefährlich werden.

Sobald das Each-uisge das Wasser erreicht, ertränkt und verspeist es den Menschen.

Der Geschichte nach bleibt nur die Leber übrig als letzte Zeichen dafür, was seinem Reiter geschah. In Menschenform bleibt ein Each-uisge in Wassernähe. Wer also in Schottland das nächste Mal einen einsamen Mann am Wasser sitzend sieht, sollte auf sein Haar achten. Ein Each-uisge hat vermutlich Gras im Haar.

Das Monster von Loch Ness

Schottlands wohl berühmtestes „Monster“ ist Nessie. Die Legende von Nessie existiert erst seit 1933. Ein Ehepaar, das auf dem Weg nach Hause am Loch Ness vorbeikam, soll ein großes Tier im Wasser gesehen haben. Der Mann machte ein Foto davon, das erste Foto von Nessie!

So neu ist die Geschichte allerding nicht. Überlieferungen zufolge gab es bereits um 565 n. Chr. die Sichtung eines Monsters und dann wieder im Jahr 1871.

Die Legende nahm aber erst 1933 ihren Lauf, als immer mehr Menschen etwas im Wasser gesehen haben wollen. Loch Ness in den West Highlands ist einer der größten und tiefsten Seen in Großbritannien und bietet genug Platz für Spekulationen! Bis zu 325 Meter Tiefe haben Forscher gemessen, aber das Wasser von Loch Ness ist schlammig trüb, stark mit Schwebepartikeln durchsetzt und undurchsichtig für jeden Taucher, weshalb die genaue Tiefe der verklüfteten Erdspalte weiterhin nur eine Vermutung bleibt.

Die ungewöhnliche Beschaffenheit des Seegrundes gibt nicht nur Rätsel auf, sondern bietet auch den optimalen Nährboden für Sagen und Legenden.

Wie jene von Nessie, dem berüchtigten Seeungeheuer. Mittlerweile gibt es weit über tausend Berichte über Sichtungen und tatsächlich lassen so manche Tatsachen auch den ein oder anderen Wissenschaftler zweifeln. Es finden immer noch Studien statt und ein Wissenschaftler aus Neuseeland schließt nach DNA Tests nicht aus, dass etwas in dem See leben könnte.

Burggespenster & Geister 

Der Trommelspieler im Edinburgh Castle

Das Edinburgh Castle ist eine der bekanntesten Touristenattraktionen in Schottland. Auf einem Vulkanfelsen überblickt es mit seinen imposanten Mauern die gesamte Stadt. Kein Wunder, dass es hier zu vielen geschichtsträchtigen Ereignissen kam. Das Schloss wird vom Geist eines kopflosen Jungen bewacht, der Trommeln spielt und immer dann erscheint, wenn der Burg Gefahr droht. Das erste Mal gesichtet wurde der Geist im Jahr 1650, kurz bevor Edinburgh Castle von Oliver Cromwell angegriffen wurde.

Manche Besucher behaupten auch, die Geräusche eines Dudelsacks zu hören. Nicht ungewöhnlich in Edinburgh. Aber im Castle könnten diese Klänge auf eine weitere Geistererscheinung deuten. Unter der Burg verlaufen zahlreiche Geheimgänge und unterirdische Keller und Gewölbe. Einer dieser Tunnel soll das Edinburgh Castle mit dem Holyrood House verbinden und zu einer Flucht bei drohender Gefahr verhelfen.

Um den Tunnel zu erkunden und dabei die Entfernung des Kundschafters festzustellen, entschloss man sich einst, einen Dudelsackspieler vorauszuschicken. Doch sein Spiel erlosch nach einer Weile und obwohl man ihn suchte, wurde er nie wieder gesehen.

Culloden Battlefield: die Schlacht geht weiter

Die Schlacht von Culloden war eine der größten und geschichtsträchtigen Schottlands, kein Wunder also, dass das Culloden Battlefield bei vielen Touristen auf der Sightseeing-Liste steht. In dieser Schlacht starben am 16. April 1746 an die 1500 Jakobiten im Kampf gegen England und für ihren rechtmäßigen König, Bonnie Prince Charlie. Und so ganz vorbei soll diese Schlacht noch nicht sein. Manche Besucher behaupten, Kampfgeräusche wie Schüsse, den Klang von aufeinandertreffenden Schwertern und Weinen zu hören, oder einen Highlander, der immer wieder das Wort „besiegt“ sagen soll.

Am Jahrestag der Schlacht sollen die Geister von Culloden besonders laut sein.

Die Geister von Glencoe

Im Jahr 1692 wurde der im Tal Glencoe ansessige Clan Macdonald hinterlistig ermordet. Das Massaker im „Tal der Tränen“ in den schottischen West Highlands gilt als eines der blutigsten in der schottischen Geschichte. Die Soldaten, die bei den Macdonalds Gastfreundschaft genossen, griffen eines Nachts an, als die Familie schlafend in ihren Betten lag. Insgesamt wurden 38 Männer in ihren Häusern oder während der Flucht in die Hügel ermordet. Weitere 40 Frauen und Kinder starben später, da sie der winterlichen Witterung ungeschützt ausgeliefert und ihre Häuser niedergebrannt worden waren.

Ähnlich wie beim Culloden Battlefield sollen auch heute noch im Glencoe Schreie hörbar sein, denn die ruhelosen Geister müssen das Massaker wieder und wieder durchleben.

Crathes Castle und die Green Lady

Im reizenden Crathes Castle im Osten Schottlands spukt die Green Lady. Sie soll einst ein Dienstmädchen oder Mündel der damals dort ansässigen Familie Burnett gewesen sein. Man erzählt sich, dass sie ein Kind bekam und daraufhin spurlos verschwand. Die Burg hat sie aber nie verlassen. Im 19. Jahrhundert fand man Reste eines Skeletts versteckt hinter einem Kamin in jenem Zimmer, in dem sie zuletzt gesehen wurde.

Gespenster im Dunnottar Castle

Das dramatisch hoch über den Steilklippen der schottischen Ostküste thronende Dunnottar Castle beherbergt gleich mehrere Geister. Es soll Sichtungen eines Mannes von skandinavischer Herkunft gegeben haben, der in die Waffenkammer der Wachstube ging. In der Brauerei wiederum wurde eine junge Frau gesichtet, die ein kariertes Kleid trug, sowie ein Jagdhund und eine Green Lady, die auf der Suche nach ihrem Volk war, das bekehrt wurde und von ihrem Glauben abkam.

Das Weinen im Dunrobin Castle

Im märchenhaft aussehenden Dunrobin Castle, im Nordosten Schottlands, soll immer wieder ein Weinen zu hören sein. Das Weinen wird einer Frau zugeschrieben, die einem Clan angehörte, der mit dem Earl of Sutherland verfeindet war. Der für seine Grausamkeiten und einige traurige Episoden der schottischen Geschichte bekannte Earl soll die Frau gefangen und eingesperrt haben mit der Absicht sie zu Heiraten. Als die junge Frau versuchte, aus dem Schloss zu entkommen, ist sie in den Tod gestürzt. Noch heute trauert der ruhelose Geist im Schloss um das geschehene Unrecht.

Der gespenstische Fremdenführer von Stirling Castle

Wer das Stirling Castle besucht und einen Fremdenführer in traditioneller Kleidung sieht, sollte besser zweimal hinschauen: es könnte der Highlander-Geist des Castles sein. Berichten zufolge gab es schon viele solcher Verwechslungen, die irritierte Menschen zurückließen, als der vermeintliche Reiseführer auf einmal vor ihren Augen verschwand.

Die imposant auf einem Vulkanfelsen in Zentralschottland thronende Burg hat aber noch mehr Gespenstisches zu bieten: Die Pink Lady soll der Geist von Mary, Queen of Scots, sein, die im Jahr 1542 im Stirling Castle gekrönt wurde. Andere Theorien mutmaßen, dass der Geist zu einer der Bediensteten der Königin oder einer Frau gehört, die nach ihrem in der Schlacht verstorbenen Mann Ausschau hält.

Der Geisterzug auf der Tay Bridge

Im Jahr 1877 wurde die Tay Brücke erbaut, die bereits zwei Jahre später durch einen Sturm einstürzte. Die Brücke führt über den Firth of Tay von Dundee nach Fife.

Während des Einsturzes überquerte ein Zug die Brücke und alle Insassen kamen ums Leben.

Erzählungen zufolge soll an jedem Jahrestag des Unglücks, 28.12.1879, ein Geisterzug über die nun neu erbaute Brücke fahren. Die Überreste der eingestürzten Brücke ragen noch immer wie ein Mahnmal im Wasser auf.

Skaill House: ein Haus voller Gespenster

Dass es im Skaill House auf den Orkney-Inseln spukt, ist nicht verwunderlich, denn das Gutsherrenhaus wurde auf einem nordischen Friedhof errichtet. Bei Renovierungsarbeiten fand man Skelette im Boden, aber die Überreste wurden, weil sie Teil des Friedhofs waren, nie entfernt.

Die Geister von Skaill House sollen freundlich gestimmt und schon vom Laird, von Angestellten und Besuchern gesehen worden sein.

Sogar eine Durchsuchung des Hauses hat schon stattgefunden, nachdem ein Mann im Laden gesichtet wurde, der jedoch nicht auffindbar war. Eine Touristin berichtete, dass ein Mann ihr Fragen beantwortet hätte, später stellte sich jedoch heraus, dass an diesem Tag nur Frauen arbeiteten. Die Anwesenheit der Geister ist allgegegenwärtig, wenn Türen sich von allein öffnen und schließen, oder der Geruch von Zigaretten wahrnehmbar ist, obwohl niemand raucht.

Ein Geist trägt den Namen Ubby, er lebte früher in einem Flügel des Hauses und starb auf See, als er bei dem Versuch eine Insel errichten zu wollen, Steine im Wasser auftürmte.

St Andrews Cathedral

Die hübsche Stadt St Andrews in der Region Fife ist eine der geschichtsträchigsten in Großbritannien. In der Kathedral-Ruine hinter dem Hafen sollen gleich zwei Geister ihr Unwesen treiben. Der Erste ist der freundliche Mönch, Robert de Montrose, der von einem anderen Mönch ermordet wurde. Ob dies in seinem Bett geschah oder auf der Brüstung, auf der der Mönch Erzählungen zufolge gerne nachts saß, ist unklar.

Der zweite Geist ist die White Lady, von der schon seit mehreren Jahrhunderten berichtet wird. Es heißt, dass zehn Särge in einem Turm gefunden wurden, der einst versiegelt wurde. In einem dieser Särge soll eine Frau mit weißen Handschuhen und weißem Kleid gelegen haben, die aussah, als ob sie sich lediglich schlafen gelegt hätte. Es wird vermutet, dass dieser Turm früher als Art Mausoleum diente.

Auf dem Weg zur Kathedrale kommt man am sogenannten „Nun´s Walk“ entlang, auf dem es oft gespenstisch zugeht. Viele der früheren Pest-Opfer wollten in der Kathedrale Zuflucht suchen, wurden aber abgewiesen.

Bis heute haben einige Menschen das Gefühl, hier beobachtet zu werden.

Andere wollen eine Frau mit schwarzem Schleier und Lampe mit einem beängstigenden Gesicht gesehen haben. Es heißt, die Frau war früher wunderschön und schlau und hatte viele Verehrer, ihr Herz aber bereits an einen Mann verschenkt. In den Erzählungen ist nicht klar, ob er starb oder sie verließ. Die Frau verstümmelte daraufhin ihr Gesicht und erlag ihren Verletzungen.

Mary Kings Close

An Gespenstergeschichten kommt man in der schottischen Hauptstadt nur schwer umhin. Eine von ihnen wurde im Mary Kings Close touristisch aufgearbeitet.  Im Jahr 1645, bevor die Pest ausbrach, lebten in der Mary Kings Close Menschen aller Schichten auf engstem Raum zusammen.

Als die Pest ausbrach und die Zahl der Erkrankten in der Gasse zunahm, sperrte man sie ab und überließ die Bewohner sich selbst. Man fing an, eine neue Straße über der Gasse zu bauen. Dieses Schicksal erlitten nach und nach immer mehr Gassen und es bildete sich eine neue Stadt über der alten.

Es heißt, dass ein kleines Mädchen Namens Annie allein gelassen wurde und man noch heute ihr Weinen hören soll, weil sie ihre Puppe verloren hat. Benannt wurde die Mary Kings Close nach Mary King, einer verwitweten Kaufmannsbürgerin mit Stimmrecht, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war. Sogar Mary, Queen of Scots, verbrachte ihre letzte Nacht unter Hausarrest in der Stewart´s Close.

Jede Burg in Schottland hat ihre Geister, jedes Gewaesser seine Seeungeheuer.
Die meisten Castles sind mit Geschichten ueber Gepsenster verbunden.