William Wallace


INHALT
  • Wurde 1270 geboren, seine Abstammung ist jedoch nicht gesichert

  • William war schon vor den Unabhänigkeitskriegen ein sogenannter Gesetzloser

  • Nach der Schlacht um die Stirling Bridge und weiteren Erfolgen wurde William zum Ritter geschlagen und zum „Guardian of the Kingdom Scotland“ ernannt

  • Am 23. August 1305 wurde er verraten und grausam hingerichtet

Der Film „Braveheart“ hat die Meinung der Menschen über Schottland und die Highlander vermutlich stark geprägt und bei vielen den Wunsch ausgelöst, selbst einmal durch diese dramatisch, raue Landschaft zu streifen. Die Hauptfigur William Wallace, der Freiheitskämpfer, ist aber nicht nur eine fiktive, sondern auch eine historisch bedeutende Persönlichkeit, wenn auch faktisch für Historiker kaum greifbar. Er ist bis heute ein Held, der zu Spekulationen und Legenden anregt.

Ungeklärte Abstammung

Das einzige, worüber sich die meisten Historiker einig zu sein scheinen, ist, dass William Wallace aus niederen Adel abstammt.

Doch woher genau? Bei der Recherche haben sich drei Möglichkeiten ergeben:

1. Es gibt den Versuch die Herkunft über den Namen herzuleiten. So soll „Wallace“ aus dem Alt Englischen kommen. „Wylisc“ würde so viel wie „Fremder“ oder „Walesman“ bedeuten. Es könnte aber auch auf das Königreich Strathclyde im keltischen Brittanien hinweisen.

2. Eine weitere, wesentlich verbreitetere Annahme beruft sich auf einen von Wallace verfassten Brief, zu erkennen an seinem Siegel. Dieser ging 1297 an einen Alan Wallace in Lübeck, der als Vater bezeichnet wird. In den aus dem Jahr 1296 entstammenden Ragman Rolls (Nobelmänner mussten einen Eid auf Edward I. von England schwören und dies mit ihrem Siegel bestätigen) wird ein Pächter der Krone in Ayrshire mit dem Namen Alan Wallace aufgeführt. Sollte dies ein und dieselbe Person sein, würde das bedeuten, dass William aus der Region Ayrshire abstammt.

3. Die letzte oft genannte Variante bezieht sich auf ein berühmtes Gedicht von Blind Harry, in dem Sir Malcolm von Elderslie aus Renfrewshire, der Bruder von Alan Wallace, als Vater von Wallace aufgeführt wird. Malcolm und sein „sichergestellter“ Sohn haben sich gegen Edward aufgelehnt und wurden exikutiert.

Die Familie Wallace war in den beiden zuletzt genannten Regionen vertreten. So zum Beispiel in Riccarton, Tarbolton und Auchincruive in Kyle und Stenton in East Lothian. Da es sich dabei um Territorien von James Stewart, 5th High Steward von Schottland, handelt, kann zudem davon ausgegangen werden, dass sie Vasallen des Stewarts waren.

Über seine Person

Auch über die Kinderheit von Wallace ist nicht viel bekannt. Ein Onkel, der Priester in Dunipace nahe Stirling war, soll die Bildung des jungen Wallace übernommen haben. Danach soll er diese in Dundee abgeschlossen haben, wo ebenfalls ein Teil seiner Familie ansässig war. Aus Dundee musste er aber fliehen, da er wegen eines Mordes gesucht wurde. Eine These ist, dass er die Mörder von Malcolm von Elderslie umgebracht haben soll.

Wenn es um sein Äußeres geht, bieten Schriftstücke Anhaltspunkte. Der Chronist, der die Zeit Williams festhielt, war der im 14. Jahrhundert in Incholm Abbey lebende Walter Bower. Dieser beschreibt Wallace wie folgt:

a tall man with the body of a giant ... with lengthy flanks ... broad in the hips, with strong arms and legs ... with all his limbs very strong and firm

(Ein großer Mann mit dem Körper eines Giganten/ Riesen… mit langer Flanke.. breit in den Hüften, mit starken Armen und Beinen.. mit all seinen Gliedmaßen sehr stark und fest.) Laut Blind Harry soll Wallace sieben Fuß (etwa 2,13m) gemessen haben.

Wie kam es zum Unabhängigkeitskrieg?

Zu der Zeit, als Wallace geboren und aufgewachsen ist, regierte König Alexander III. Dieser starb jedoch bei einem Reitunfall am 19. März 1286 ohne direkte Nachkommen, was einen Konflikt um die Thronnachfolge entfachte. Die nächste Verwandte war die noch sehr junge Enkelin des verstorbenen Königs Margret, Maid of Norway. 1290 kam sie in Schottland an, verstarb jedoch kurze Zeit später in Orkney.

Neben ihr gab es 9 -13 Adlige (unterschiedlich Angaben in den Quellen), die Anspruch auf den Thron erhoben. Als Vermittler wurde der englische König Edward I. hinzugezogen, welcher die Rolle auch aus eigenen Interesse nur zu gerne annahm. Als erstes Handlung ließ er sich als „Lord Paramound von Schottland“ ausrufen.

Nachdem sich John Balliol beim Treffen im Castle Berwick upon Tweed 1292 gegen die anderen Anwärter behaupten konnte, wurde er am 17. November 1292 zum König von Schottland gekrönt. Mit der Zeit wurde jedoch auch die Absicht Edwards I. immer deutlicher. Dieser unterdrückte die Authorität des schottischen Königs und versuchte das Land in die Position eines Vasallen Englands zu drängen. Da die Schotten immer unzufriedener mit dem eigenen König wurden, der sich zu viel von England gefallen ließ, entzogen sie ihm seine Aufgaben und schufen das „Council of Twelve“ in Stirling 1295. Nun wurde auch die „Auld Alliance“ (alte Allianz) mit Frankreich neu geknüpft und gegenseite Unterstützung versichert. König Edward I. von England wollte sich das nicht gefallen lassen, ließ Berwick upon Tweed stürmen und startete damit den Unahängigkeitskrieg. Er ließ 1296 den Krönungsstein, „Stone of Scone“ oder auch „Stone of Destiny“ genannt, nach England in die Westminster Abbey bringen.

Erste Erfolge für England

Am 27. April 1296 nahmen die Engländer in Dunbar das Castle ein, nachdem sie die Schotten besiegt hatten. Nicht ganz zwei Monate später, am 10. Juli 1296, wurde König John zum Abdanken gezwungen. Dies geschah in Stracathro nahe Montrose. Bei dem Vorgang wurden im die Wappen Schottlands vom Mantel gerissen. Von nun an hatte er den Beinamen „Toom Tabard“ (leerer Mantel) und wurde im Tower von London festgehalten.

Viele Nobelmänner befanden sich zu der Zeit in englischer Gefangenschaft. 1800 weitere mussten König Edward I. formell huldigen.

Blick auf das William Wallace Monument in Stirling, Schottalnd.
Der Nationalheld William Wallace ist bis heute in Schottland präsent.

William Wallace wird zum „Geächteten“

Seine erste Tat, die William Wallace zum Geächteten/ Verbrecher machte, war der Mord an dem Sohn eines englischen Wachmeisters des Castles in Dundee, der ihn beleidigte. Es folgte vermutlich die Tötung zweier englischer Soldaten in Ayrshire, welche ihn möglicherweise wegen Wilderei von Fischen herausforderten.

Doch der entscheidene Mord ist der, des englischen hohen Sheriffs von Lanark im Mai 1297. Im Film Braveheart wird die Ermordung der Frau Williams, Marion Braidfute, dargestellt. Auch im wahren Leben soll dies die Ursache seiner Tat gewesen sein. In Lanark sollen die beiden heimlich in der Kentgern’s Church geheiratet haben. Im Mai 1297 besuchte Wallace seine Frau und das Kind, wo die Engländer auch auf ihn aufmerksam geworden sind. Zwar konnte Wallace fliehen, aber Sir William Heselrig ließ Marion dafür hingerichten. Noch in der selben Nacht wurden der Sheriff und alle englischen Soldaten getötet, die sich Wallace und seinen Männern entgegenstellten.

Erste Erfolge im Unabhängigkeitskrieg

Sir William Douglas „le Hardi“, Lord of Douglas, sollte eigentlich mit weiteren Männern nach Flandern gehen, um dort gegen König Philip von Frankreich zu kämpfen. Dies verweigerte er jedoch und schloss sich William Wallace und seinem Feldzug an. Er gehörte somit zu den wenigen Adligen, denen Wallace nicht zu „unbedeutend“ war und war der Erste, der sich ihm anschloss. Unter anderem führten sie zusammen den „Raif of Scone“ aus, übernahmen die Kontrolle und zwangen die Engländer zur Flucht. William Douglas zählte auch zu den Gefangenen bei der Schlacht von Dunbar 1296 und musste mit seinem Siegel die Ragman Rolls unterzeichnen, um freigelassen zu werden.

Seine ersten Kriegserfahrungen hat Wallace vermutlich schon als Söldner in den welsischen Kriegen unter Edward I. gesammelt. Der Krieg war damals für viele Nachkommen von Landbesitzern eine Möglichkeit sich zu beweisen. Es wird davon ausgegangen, dass Wallace dort als Bogenschütze tätig war, da sein Siegel das Zeichen des Schützen in sich trägt.

*Bei der Kapitulation von Irvine am 9. Juli 1297 wurde Lord of Douglas ein drittes mal gefangen genommen und starb dort aufgrund von Misshandlungen.

Auszeichnungen und Niederlagen

Nach der erfolgreichen und legendären Schlacht bei Stirling 1297 wurden Andrew Moray und William Wallace mit dem Titel „Guardians of the Kingdom Scotland” ausgezeichnet. Das bedeutete, dass sie solange es noch keinen neuen König gab, als Regenten Schottlands dienten. Moray erlag jedoch noch im selben Jahr seinen Verletzungen aus der Schlacht. In manchen Texten heißt es auch, dass Moray schon während der Schlacht umgekommen sei und Wallace, um ihn zu rechen, die englischen Truppen bis über die Grenze hinweg verfolgt haben soll.

Wallace kämpfte weiter für die Unabhänigkeit Schottlands. Seine Strategie zeichnete sich vor allem durch hervoragende Ortskenntnisse aus und das Ausnutzen der Beschaffenheit der Umgebung. Er siegte beim „Battle of the Bell o’the Brae“ 1297 sowie bei dem Aufstand im Northumberland und Cumberland im Norden Englands. Am Ende des Jahres wurde er in Kirk o’the Forest (Selkrik) zeremoniell zum Ritter geschlagen.

Doch schon im April 1298 endete sein Glück mit der Invasion Schottlands durch Edward I.

Wallace erhoffte sich, dass die englischen Truppen durch Nahrungsengpässe und Erschöpfung geschwächt würden und hielt sich mit seinen Männer verdeckt. Der Fall trat auch ein und es gab erste Aufstände innerhalb der englischen Truppen, jedoch wurden die Schotten in der Nähe von Falkirk entdeckt und es kam am 22. Juli 1298 zur Schlacht, die Wallace verlor. Er musste fliehen und sein militärisches Ansehen litt stark. Das führte dazu, dass er als „Guardian of Scotland“ zurücktrat. Der Titel ging dann an Robert the Bruce, Earl of Carrick (zukünftiger König Schottlands) und John III. Comyn, Lord of Badenoch (Enkel König Ballions).

Die Zeit nach Falkirk

Wie vieles im Leben William Wallaces ist nicht eindeutig zu klären, was er in den Jahren danach gemacht hat. Es wird davon ausgegangen, dass er nach Frankreich geschickt wurde, um dort Hilfe von König Philip von Frankreich zu erbeten. Dieser schickte am 07. November 1300 einen Brief an Rom mit der Bitte, Wallace zu helfen.

Da William am Scharmützel von Happrew und Earnside beteiligt war, ist relativ sicher, dass er sich 1304 in Schottland aufgehalten haben muss. Dort wurde er am 15. August 1305 von den Engländern festgenommen. Dies war möglich, da sein angeblicher Freund und Anhänger Edwards I., John de Mentieth, Wallace eine Falle stellte. Er ließ ihn glauben, sie würden sich mit Robert the Bruce treffen. Stattdessen wurde er von englischen Soldaten im Kirkintilloch Castle in Robroyston nahe Glasgow gefangen genommen und nach Dumbarton Castle gebracht. In seinem Besitz befanden sich unter anderem Briefe von Haakon V. von Norwegen, Philip IV. Von Frankreich und von John Balliol, welche zu Edward I. gebracht wurden.

Verurteilung und Hinrichtung

William Wallace wurde, so heißt es, über das Haus von William de Leyrer nach Westminster Hall in London gebracht. Verurteilt wurde er wegen Verrats und Gräultaten gegen Zivilisten, wo er weder vor Alter, Geschlecht, noch vor Nonnen oder München halt gemacht haben soll. Doch auch der Mord an Sir William Heselrig in Lanark wurde abgeurteilt. Um ihn als König der Geächteten zu kennzeichnen, setzte man ihm eine Eichengirlande/Krone auf. Er wurde zum Tode durch Hängen, Ziehen und Vierteilen verurteilt.

I could not be a traitor to Edward, for I was never his subject.

(William Wallace)

Am 23. August wurde William Wallace zum Tower of London gebracht. Zwischen zwei Pferden angebunden, zogen sie ihn komplett ausgezogen durch die Stadt zum Galgen von Smithfield. Dort wurde er zuerst durch aufhängen stranguliert und kurz vor seinem Tod wieder abgenommen. Es folgte seine Kastration (alle Geschlechtsteile wurden abgeschnitten) und die Entnahme seiner Eingweiden bei lebendigen Leibe, welche vor ihm aufgehängt und verbrannt worden sind. Zum Schluss wurde er geköpft und gevierteilt.

Zur Abschreckung wurde sein Kopf zur Konservierung in Teer getaucht und auf der London Bridge aufgespießt. Die restlichen Gliedmaßen wurden über das Land verteilt und in Berwick, Stirling, Perth und Newcastle ausgestellt. Ein Arm von ihm soll in den Mauern der St. Machar’s Cathedral in Aberdeen begraben sein.

Exkurs: Heldenverehrung nach seinem Tod

1470 verfasste Blind Harry das bis heute von Historikern zur Rate gezogene Gedicht „The Acts and Deeds of Sir William Wallace, Knight of Elerslie“, in dem Wallace als heroische Figur präsentiert wird.

Das berühmte Wallace Monument auf dem Rock of Abbey wurde 1869 errichtet und beinhaltet heutzutage das Schwert des tragischen Helden. Das Monument befindet sich in Stirling nahe der Brücke, die als Schauplatz der legendären Schlacht 1297 gedient hat.

Auch eine Tafel an dem St. Bartholomew’s Krankenhaus in Smithfield, nahe seiner Hinrichtungsstätte, wurde zu Ehren Wallace angebracht. Dort steht geschrieben:  

 

"Dico tibi verum libertas optima rerum nunquam servili sub nexu vivito fili" (Ich sage die Wahrheit. Freiheit ist das, was das Beste ist. Söhne, lebt niemals ein Leben wie ein Sklave.)

"Bas Agus Buaidh" (gällisch: Death and Victory – ein alter schottischer Schlachtruf)

Am bekanntest ist wahrscheinlich die Verfilmung „Braveheart“ mit dem Schauspieler Mel Gibson als William Wallace. Auch wenn der Film nicht unbedingt als historisch korrekt zu bezeichnen ist, so hat er doch das schottische Nationalgefühl wiederbelebt, welches mit der Zeit in vielen Teilen verschwunden sein soll. Am 11. September 1997, zwei Jahre nach der Erscheinung des Films und zum 700. Jubiläum des Sieges bei der Schlacht um die Stirling Bridge, gab es ein Referendum. Die schottische Bevölkerung konnte entscheiden, ob Schottland eine eigene Regierung bekommen soll und es führte zur Etablierung des ersten schottischen Parlaments seit 1707. (Quelle für den letzten Abschnitt: Undiscovered Scotland)

 

Auf den Spuren William Wallace:

Lanark Museum, Lanark

Roslyn Glen Country Park, Roslyn

 St Machar's Cathedral, Aberdeen

Wallace's Well, Robroyston in Glasgow 

Wallace Monument, Stirling

William Wallace gewann die legendäre Schlacht für Schottland in Stirling.