Tee in & aus Schottland


INHALT
  • Tee gehört in Schottland zur typischen Lebensart

  • die Geschichte des Tees ist eng mit Schottland verbunden

  • Tee-Rituale wie Afternoon Tea sind in erster Linie touristisch

  • seit wenigen Jahren wird Tee auch in Schottland angebaut

Teekultur & Teeanbau in Schottland

“Tea time” - die Teekultur hat nicht nur in Schottland, sondern in ganz Grossbritannien Tradition. Tee wird auch in Schottland viel und häufig, als Schwarztee und mit Milch getrunken. Die Milch kühlt dabei nicht nur den Tee herunter, sondern ihre Fette setzen auch den Geschmack des Tees frei. Die Mehrzahl der Schotten achtet dabei weniger auf die Herkunft der losen Teeblättern und deren Qualität. Konsumiert werden vor allem herkömmliche Teebeutel aus dem Supermarkt. English Breakfast, Early Grey und andere kräftige Schwarzteemischungen erfreuen sich dabei besonderer Beliebtheit.

Die angelsächsische Teekultur entstand im 17. Jahrhundert und gehört auch in Schottland zur typischen Lebensart.

Der aus Asien importierte Tee war damals aber so teuer, dass sich nur der Adel und die sogenannte „Upper Class“ das Luxusgut leisten konnten. Wenig später entstanden die ersten Teegärten, in denen Tee „al fresco“ und mit musikalischer Untermalung genossen wurde und zu denen auch Frauen erstmals Zutritt hatten (im Gegensatz zu den Kaffeehäusern). Als die Teesteuer sank, Grossbritannien im 18. Jahrhundert zum Zentrum des Teehandels wurde und in den Kolonien selbst Tee anbauten, begann auch die Mittelschicht und schliesslich die Arbeiterklasse Tee zu trinken.

Wenn man die Geschichte des Tees durchforstet, stösst man immer wieder auf schottische Verbindungen und schottische Namen. Robert Fortune z.B. war mitverantwortlich für die Etablierung der „Darjeeling tea gardens“ in Indien. Thomas Lipton gründete 1870 in Glasgow sein Teeimperium und auch die weltweit grösste Herstellung an „tea clippers“ wurde von schottischen Werften aus bestritten.

Mittlerweile gibt es 15 Teeplantagen in Schottland.
Tee aus Schottland steht fuer hohe Qualitaet.
Dieses Oekohaus steht in Zentral-Schottland inmitten einer Teefarm.
Obwohl Teepflanzen warmes Klima bevorzugen, gedeihen sie auch in Schottland gut.

Tee-Rituale in Schottland

In den wenigsten schottischen Haushalten folgt der Teegenuss einem festen Ritual. In Hotel-Lobbies, bestimmten Restaurants und Cafés werden die Teerituale der feinen Gesellschaft aus viktorianischen Tagen allerdings aufrecht erhalten und touristisch feilgeboten. Hier kann man zum Beispiel „Afternoon Tea“ einnehmen. Dieser wird zwischen 15-17 Uhr (traditionell im Salon an einem niedrigen Teetisch) zusammen mit Appetithäppchen serviert. Oft werden die Sandwiches, Scones und kleinen Gebäckteile dabei auf einer Etagere angerichtet.

Cream Tea ist eine, ursprünglich aus Südengland stammende Variante des Nachmittagstees. Hier werden zum Tee Scones, Marmelade und „clotted cream“ (ein dicker, aus roher Kuhmilch hergestellter Rahm) serviert. Mit High Tea wird eine Mahlzeit zwischen 17 und 19 Uhr bezeichnet, die den Nachmittagstee und das Abendessen kombiniert. Ein High Tea wird am Esstisch und zu besonderen Anlässen eingenommen und beinhaltet Tee, der mit kaltem Braten und Huhn, Salaten, Obst, Gemüse und Kuchen gereicht wird.

Teeanbau in Schottland

Weil es Teepflanzen gerne warm haben, kommt Schottland mit seinem ruppigen, stürmisch-rauhen Klima als Anbauland auf den ersten Blick eigentlich nicht in Frage. Und doch versuchen einige Farmer und Unternehmer in den letzten Jahren, die Pflanzen der Familie Camellia Sinensis mit mehr oder weniger Erfolg auch in Schottland anzubauen.  

Seit einigen Jahren fällt der Verkauf herkömmlicher Teebeutel, während die Nachfrage nach Qualitätstee ansteigt.

Und genau hier – am Anbau und der Vermarktung von qualtativ hochwertigen „single estate“ Teeblättern - setzen die neuen schottischen Teebauern an.

Für Jahrhunderte wurde der Tee aus Asien importiert, aber die globalen klimatischen Veränderungen bedrohen auch den Teeanbau in Asien. Und gerade die Ungewöhnlichkeit der schottischen Herkunft erweckt die Neugier und steigert den Verkauf. Und warum soll kein Tee in Schottland wachsen? Solange die Teepflanzen, die bis zu 80 Jahre alt werden können, vor Wind und Staunässe geschützt sind, steht dem Teeanbau auch in hiesigen Lagen nichts entgegen. „Schottland hat exzellente Erde“, sagt der Agrarwissenschaftler und Gründer der Tea Growers Association Tam O’Braan, „nicht umsonst kommt jede Saatkartoffel in Europa und Afrika aus Schottland“.

Mittlerweile gibt es 15 Teeplantagen in Schottland.

Diese sind in den schottischen Borders und in Perthshire ebenso vertreten wie in abgelegenen Regionen und auf Inseln wie Orkney, Skye und Mull. “The Wee Tea Plantation” ist eine davon und beerntet in Perthshire bereits 2000 Pflanzen, die bis zu 14000 Teeplanzen anwachsen sollen. Ein Teil der Ernte wird nach Asien und speziell China exportiert, ein weiterer Teil nur an die „feinsten Etablissments“ wie dem 5* Luxushotel Balmoral in Edinburgh.  Nicht umsonst kosten 15g an losen Teeblättern £40, was den Te zu einer der teuersten Teemarken der Welt macht. Nur 4 Jahre nach dem ersten Anbau der Pflanzen hat im März 2015 die Teesorte “Dalreoch Estate Smoked White” im Salon du Thé in Paris einen Preis als besten Tee der Welt gewonnen und damit klassischen Teenationen wir China, Japan und Taiwan geschlagen.

Führungen auf schottischen Teeplantagen

Ähnlich wie in schottischen Whiskybrennereien soll es in Zukunft auch Führungen durch die Teeplantagen Schottlands geben. In Dumfries & Galloway hat der „Garrocher Tea Garden“ von Angela Hurrell bereits seit 2016 geöffnet. Voller Passion führt Angela Besucher durch ihren Garten, erzählt von Rückschlägen und Erfolgen und demonstriert, wie die Teesträucher in den feuchten Lagen gedeihen. In einem Blockhaus serviert Sie anschliessend ihren Tee, der auf dem Teemarkt mit 15£ pro Tasse gehandelt und nur in einigen Luxushotels exklusiv ausgeschenkt wird. 

Weitere Teegärten in den schottischen Borders und in Perthshire sollen ab 2017 für Besucher offenstehen. 

In Auchterrader wird Monica Griesbaum auf ihrer ökologisch bewirtschafteten Teefarm sogar deutschsprachige Führungen anbieten. Mit einem geschmackvollen Ökohaus im Zentrum (siehe Bilder), das Wind-und Wasserenergie generiert, dient die Windy Hollow Farm nicht nur ihrer Familie als Domizil, sondern produziert auch den ersten Biotee aus Schottland.

Auch einige wenige Reiseveranstalter bieten Tee-Führungen im Rahmen von Genussreisen durch Schottland an.

Die Zahl der Tea Garden nimmt in Schottland langsam zu.
Schottischer Teeanbau ist ein junges Phaenomen.
Einige der Tea Gardens in Schottland bieten mittlerweile auch Tee Touren an.
Mittlerweile wird in Schottland auch schwarzer Tee angebaut.