Schafe: Zucht und Haltung in Schottland


INHALT
  • Schafe sind intelligente Tiere und können Freundschaften schließen.

  • Die Rasse der Schafe hat Auswirkungen auf ihre Widerstandsfähigkeit.

  • Ein Schaf kann mehrere tausend Pfund wert sein.

  • Die Shetlandwolle unterscheidet sich von der der Zuchtschafe.

  • Farmbesuche: Schafzucht hautnah miterleben!

In Schottland leben mehr Schafe als Menschen! Nach den Zählungen von Juni 2019 gibt es 6.669.100 Millionen Schafe in Schottland und im Vergleich dazu nur 5,454 Millionen Menschen. Diese Schafe sind auf ca.14.900 Farmen zuhause. Die Schafe in Schottland werden überwiegend des Fleisches wegen gehalten und weniger aufgrund der Wolle.

Das erste Schaf kam gegen 4000 v. Chr auf die Britischen Inseln. Gerade mal 1% der Schafe sind männlich. In Schottland werden die männlichen Schafe auch “tup“ oder “ram“ genannt. Jedoch schaffen es diese 1% tatsächlich jährlich genug Lämmer zu zeugen, die stolze 49% der Schafe ausmachen.

Schafzucht

Die Schafzucht begann im frühen 18. Jahrhundert mit den Highland Clearances. Um Platz für Weideflächen zu schaffen, wurden Wälder gerodet und die Bewohner der Highlands aus ihren Siedlungen vertrieben. Ein trauriges Kapitel der schottischen Geschichte, denn oft wurde dazu Gewalt angewendet.

Die nach der Räumung freien Flächen wurden dann schießlich für die Schafzucht verpachtet.

Der damalige schottische Wahrsager Brahan Seer sagte einst voraus, dass die Schafe die Menschen essen werden („The Sheep shall eat the Men“). Interpretationen zufolge könnte mit dieser Vorhersage die Vertreibung aus den Highlands gemeint sein. (► mehr zu schottischem Aberglauben).

In Schottland gibt es mehr Schafe als Menschen, die in den Highlands oft frei herumlaufen.
Schafhaltung ist eine weitverbreitete Form der Landwirtschaft in Schottland.
Vor allem in den Highlands in Schottland gibt es unzaehlige Schafsfarmen.

Sea-Sheep: Schafe am Meer

In Schottland gibt es nicht nur gezüchtete, landwirtschaftlich genutzte Schafe, sondern auch wildlebende Arten wie das sogenannt Sea-Sheep. Sie leben auf Ronaldsay Island, dem nördlichsten Teil der Orkney Inseln.

1832 verbannten die Bewohner von North Ronaldsay die Schafe an die Küste, um ihr Land zu schützen.

Diese Schafe haben sich durch ihre abgeschiedene Lage im Laufe der Jahre eine komplett andere Ernährung und Lebensweise angeeignet. Es gibt in Schottland nur zwei Arten der Sea-Sheep, die an Land leben und sich ausschließlich von Seetang ernähren können. Sie sind von robuster Natur und auf weniger Hilfe angewiesen. Ihr Tagesrythmus passt sich den Gezeiten an: Bei Ebbe gehen sie auf Essenssuche, bei Flut schlafen sie.

Lebensweise der schottischen Schafe

Schafe werden im Schnitt 10 bis 12 Jahre alt, das ein oder andere schottische Schaf hat diesen Durchschnitt jedoch übertroffen. Auf der Insel Lewis auf den Äußeren Hebriden ist ein Schaf sogar über 25 Jahre alt geworden. Die Todesursache war in diesem Fall allerdings nicht das Alter, sondern eine Klippe, die dem Schaf zum Verhängnis wurde.

Schafe können sich Gesichter merken.

Tatsächlich sind Schafe intelligente Tiere und empfinden Zuneigung und Trauer. Sie sind außerdem sehr schnell und können steile Klippen erklimmen. Die Schafe in den schottischen Highlands leben den Großteil des Jahres überwiegend draussen und bewegen sich frei. Sie sind scheue Tiere, die schnell Angst bekommen und wegrennen, wodurch es oft zu Unfällen kommen kann. Besonders im schottischen Verkehr, beim Autofahren sollte auf geachtet werden, denn oft stehen ganze Herden unmittelbar am Strassenrand.

Lämmerzeit

Auch bei Schafen kann es zu einer Zwillingsgeburt kommen.

Von Mitte April bis in den Mai hinein lammen die Schafe in der Regel. Allerdings kann die sogenannte „lambing season“ auch schon mal im Dezember losgehen. Das bedeutet für die Farmer viel Arbeit, denn sie müssen jetzt auch ein Auge darauf haben, ob es allen Lämmern gut geht. Es kommt immer wieder vor, dass sich die Schaf-Mütter nicht um ihre Lämmer kümmern.

Wird ein Lamm von seiner Mutter allein gelassen oder hat keine mehr, dann übernimmt oft ein anderes Schaf diese Rolle. Funktioniert das allerdings auch nicht, kümmern sich die Farmer und ihre Familien um das Lamm. Bezeichnet werden sie dann als Haustier oder krankes Lamm. Kommt ein Lamm nicht gesund auf die Welt oder ist zu schwach, dann wird es von den Feldern oder Bergen zur Farm gebracht, warmgehalten und von den Farmern gefüttert, bis es dazu alleine in der Lage ist.

Wollverarbeitung

 Lämmer sind im Schnitt sieben Monate alt, wenn sie das erste Mal geschoren werden.

Die Schafwolle dient nicht nur zur Herstellung von Kleidung, die Wolle eignet sich auch als Füllmaterial z.B. bei der Reparatur von Wegen. Dazu wird die Wolle auf den Weg gelegt und dann mit Steinen überschüttet. Die Wolle verhindert dabei, dass die Steine absinken und sorgt dafür, dass das Wasser abfließen kann.

Da die weiße Wolle kostengünstiger und leichter zu verarbeiten ist, sind die meisten Zuchtschafe in Schottland weiß.

Die Wollverarbeitung ist arbeitsintensiv und teuer, weshalb die die meisten Schafe in Schottland nur des Fleisches wegen gehalten werden. Die Wolle ist dabei oft nur ein Beiprodukt.

Für 1 Kg Wolle bekommt ein Farmer im Schnitt £ 1.50. Um die Wolle verkaufen zu können, bedarf es ungefähr 10 Arbeitsschritte. Der Prozess beginnt mit dem Scheren des Schafes, oder wie bei den Shetland Schafen mit dem Zupfen. Anschließend wird die gewonnene Wolle sortiert und gereinigt, dann gescheuert, kardiert, gekämmt, gesponnen und gewebt. Sollte eine Färbung notwenidg sein, erfolgt diese im nächsten Schritt, bevor die Wolle schließlich veredelt wird.

Schafs-Rennen, Messen und Auktionen

In einigen Regionen Schottland, wie in den Scottish Borders gibt es Schafs-Rennen, die sich von Pferderennen gar nicht so sehr unterscheiden. Den Schafen wird ein Puppen-Jockey aus Wolle auf dem Rücken gebunden, mit dem sie dann Hindernisse überwinden müssen. Schon viele Wochen vor dem Rennen werden die kleinen Woll-Jockeys angefertigt.

Solch ein Rennen fand zum Beispiel jährlich in Moffat, in den schottischen Lowlands statt. 2017 wurde eine Pedition mit 80.000 Unterschriften gegen das Rennen gestartet, sodass die Organisation das Rennen absagte.

Neben Rennen finden auch Messen und Auktionen statt. 17% der Schafe in Schottland leben in den Scottish Borders, wo auch die Messe der „Border Union Ram Sales“ statt. Die Border Union Ram gibt es bereits seit 1813. Sie ist die größte Schafsmesse in Europa und vermutlich sogar weltweit.

Zuchtschafe können bei Verkaufsmessen sehr kostspielig sein.

Im Jahr 2009 ist auf den Border Union Ram Sales ein Lamm für £ 231,000 verkauft worden.

Das NSA Highland Sheep Event ist eine alle 2 Jahre stattfindende Schafsveranstaltung, die von representativen Organisationen der Schafindustrie in Schottland organisiert wird. Hier versammeln sich eine Vielzahl an Händlern und Bauern, Schafzuchtverbände und Futtermittelhersteller und organisieren Ausstellungen, Farmtouren und Workshops.

Besuch von Schafsfarmen

Der Besuch einer schottischen Schafsfarm im Urlaub kann zu einem echten Erlebnis werden. Hier kann man viel über das Leben der Farmer, die Geschichte der Schafzzucht und die Kultur der Highlands erfahren. Außerdem kann man den Hütehunden bei ihrer Arbeit zuzusehen. Oft können Besucher selbst Hand anlegen und beim Schafe scheren helfen und die Lämmer mit der Flasche füttern.

Es ist sinnvoll sich vorher über die Bezahlung zu informieren. Viele Farmen nehmen nur Bargeld an und können keine großen Beträge wechseln. Ebenso werden sie während der Tour die meiste Zeit draußen und auf den Beinen sein, also achten Sie auf passende Kleidung und geeignete Schuhe oder fragen Sie, ob Sie sich einen Campingstuhl mitnehmen können.

Schwangere Frauen sollten den Tieren jedoch nicht zu nahe kommen, wenn sie lammen, da die Bakterien, die die Tiere verbreiten können, für sie und das ungeborende Kind gefährlich sein könnten. Die Warnung gilt allerdings auch bei Ziegen und Rindern.

Einige Schafsfarmen in Schottland kann man besuchen und an Fuehrungen teilnehmen.
Huetehunde verrichten wertvolle Arbeit auf den Schafsfarmen in Schottland.
Schafzucht spielt vor allem in den laendlichen Regionen Schottlands eine grosse Rolle.
Die Verabeitung der Wolle ist in Schottland eher ein Nebenprodukt der Schafszucht.