Bier & Craft Beer aus Schottland


INHALT
  • die Craft Beer Szene in Schottland erlebt seit einigen Jahren einen Boom

  • Craft Beer gilt als jung, cool und rebellisch – nicht nur in Schottland!

  • CAMRAhat gutes, handwerklich gebrautes Bier wieder salonfähig gemacht

  • Brauerei-Führungen in schottischen Brauereien

Schottland erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance von handwerklich gebrautem Bier, dem sogannten „craft beer“ – ein Trend der sich nicht nur in Schottland sondern auch südlich der Tweedgrenze erstreckt. Und auch in Deutschland wird die Craft Beer Szene immer grösser, weil das einstige Nischenprodukt mittlerweile als jung, cool, städtisch und rebellisch gilt. Mit der Gründung von durchschnittlich drei neuen Brauereien pro Woche beweist die "Craft Beer Revolution" Grossbritanniens, wie gross die Nachfrage an gutem Bier geworden ist. Der „CAMRA Good Beer Guide 2015“ hat aufgeschlüsselt, das derzeit 1285 Brauerein im Vereinigten Königreich in Betrieb sind. Dies ist seit 1940 die höchste Anzahl an Bierbrauereien im Land und mehr pro Kopf als in jedem anderen Land auf der Welt. 

Allein Schottland beherbergt 80 Bierbrauereien, von denen viele erstklassiges und preisgekröntes Bier produzieren.

Die bekannteste schottische Brauerei ist BewDog, die als provokative und experimentelle Aussenseiter in Aberdeen begannen und mittlerweile nicht nur Bars in Gothenburg, Tokyo und São Paulo unterhalten, sondern auch in ihrer eigenen TV-Show in Amerika aufgetreten sind.

Die Barneys Brewery in Ednburgh braut feines Craft Beer und bietet Fuehrungen durch die Brauerei an.
Die Brauerei Islay Ales ist af der Insel Islay im Westen Schottlands ansessig.
Immer mehr kleine Brauereien in Schottland produzieren Craft Beer.
Mittlerweile gibt es 80 Bierbrauereien in Schottland.

Craft Beer Revolution

Ursprünglich kommt die Craft Beer Bewegung aus Amerika. Dort begannen in den 1970er – als Alternative zu den eher geschmacksarmen Industriebieren - Bierliebhaber ihr eigenes Bier zu brauen und lokal zu vertreiben, wodurch eine lebendige Heimbrauerszene und erste Mikrobrauereien entstanden. Übersetzt bedeutet Craft Beer handwerklich gebrautes Bier, was  für Bier-Enthusiasten eine Vielzahl ein feinen Alternativen zu den Massenprodukten schafft. Ausserdem sollen alte, vielfältige Brau-Traditionen wiederbelebt und die Liebe zum Detail mit verschiedensten Geschmacksnuancen zum Ausdruck gebracht werden. Desweiteren wird das Craft Beer als Kontrast zum gewöhnlichen Konzernbier gesehen und verkörpert eine gewisse Unabhängigkeit. Die Craft Beer Welle gelangte schliesslich nach Europa, nach Skandinavien und Grossbritannien, wodurch „CAMRA“ entstand.

CAMRA – „Campaigne for real ale“

CAMRA ist die britische Lobby der Traditionsbrauer und Biertrinker in Grossbritannien, die sich an Biergourmets wendet, die ganz im Sinne britischen Nationalbewusstseins ein echtes Ale, Cider und ein gutes britisches Pub zu schätzen wissen.

Der Verein wurde in den 70er Jahren von enttäuschten Pub- u. Bierenthusiasten gegründet.

Denn in den 50/60er Jahren gaben die meisten Brauereien die traditionellen Brautradtionen auf und begannen ein dünnes und geschmacksneutrales helles Bier, sogenanntes Lager zu produzieren (ein untergäriges Bier, das bei niedrigen Temperaturen über einen langen Zeitraum gebraut wird). Der 185 000 mitgliederstarke Verband ist der grösste Konsumentenverband in Grossbritannien, organisiert Bierfestivals und setzt auf Aufklärung: man unterstützt richtiges Bier – real ale - und kein in Flaschen oder Industriefässern abgefülltes, pasteurisiertes und gefiltertes Bier. Während Lager gas- und kohlensäurehaltig ist und für CAMRA-Anhänger ein totes Produkt dastellt, wird „real ale“ aus traditionellen Zutaten gebraut und per Luftpumpe und von Hand aus dem altmodischen „Cask“-Faß gezapft. Es ist ein natürliches, lebendes Produkt, das im Faß arbeiten muß und noch Hefe enthält. „Real ale“ reift also durch die 2. Gärung in dem Behälter, aus dem es auch ausgeschenkt wird: lauwarm, randvoll, ohne Schaum und Kohlensäure.

Craft Beer: Kreativität und Geschmack

Die CAMRA-Kampagne und der Einfluß des Vereins haben bewirkt, daß es in Großbritannien seitdem wieder viele kleine, lokale Brauereien gibt.  Und auch schottischer Whisky hat eine ähnliche Entwicklung durchgemacht, als man sich in den 70/80er Jahren auf die Single Malt Produktion zu besinnen begann.

Doch während Real Ale klar definiert und geschützt ist, kann Craft Beer wirklich alles ein: mit Gewürzen, Aromen, Kaffee oder Früchten verfeinert, im Fass, Fässchen, in der Flasche oder Dose abgefüllt. „Was zählt ist der Geschmack, nicht das Format“ sagt Pete Brown, ein Autor und Experte der Bierindustrie. Craft-Beer-Brauer experimentieren und wagen sich gern an andere, ungewöhnliche Bierstile: Porter, Indian Pale Ale (IPA) oder Stout, belgisches Witbier und in Deutschland auch ur-deutsche Sorten wie Grätzer, Mumme und Adambier. Die Bandbreite an Geschmacksrichtungen und Aromen ist gross: von sauer bis honig-süß, malzig-röstig, rauchig wie Schinken oder trocken wie Champagner. Jedes Bier kann ein Craft Beer sein.

Es geht um die Kreativität, hochwertige Zutaten und die handwerkliche Umsetzung und vor allem um den Geschmack.

Oft werden die meisten Craft- Beer-Sorten zumindest in Deutschland konform zum deutschen Reinheitsgebot gebraut, das sich an Vorschriften aus dem Jahre 1516 orientiert. Hier wird dann eben nur ein bestimmter Aromahopfen verwendet, der beim Stopfen besondere Aromen entfaltet. In anderen Ländern wie Belgien oder Grossbritannien werden auch Biere gebraut, die sich in Deutschland nicht asl solche bezeichnen dürften: so gibt es in Belgien zum Beispiel ein Fruchtbier, das mit Kirschen vergoren wird und in Grossbritannien Milkstout, ein Bier mit Milchzucker.

Bier-Brauerei-Führungen

Egal, welchen Teil des Landes Sie erkunden, die nächste Brauerei mit gutem, lokalem Bier ist in Schottland nie weit entfernt. Oft idyllisch gelegen, bieten viele Brauereien mittlerweise auch Führungen und Verkostungen an und wollen damit an den Erfolg der Whiskyindustrie anknüpfen. So können Bier-Touren in Glasgow, Edinburgh, Fife, auf der Halbinsel Black Isle und Hebrideinseln wie Islay besucht werden.

In Edinburgh lont sich ein Besuch bei Barney’s. Als Sohn eines Brauereiarbeiters in den Midlands wurde Andrew Barnett (Barney) sein Brau-Talent quasi in die Wiege gelegt. Bereits mit 16 bekam er einen ersten Vorgeschmack auf die Brau- und Mälzereiarbeit. Der Abschluss im Fach „Brewing & Destilling Science“ brachte ihn nach Edinburgh, wo Anstellungen in Brauereien und Destillerien, aber auch im Marketing folgten, bevor er im Jahr 2010 Barney’s Bier gründete. 2012 zog Barney’s in die Summerhall, einem Kunst- und Kulturzentrum im südlichen Teil Edinburghs. Im Dezember 2013 wurde Barney’s als eines der Top 5 Craft Bierbrauereien vom „The List Magazine“ ausgezeichnet. Die Summerhall war einst eine tierärztliche Hochschule. Die Tatsache, dass ca. 1705 hier eine Brauerei gegründet wurde und über 200 Jahre in Betrieb war, macht den traditionsreichen Standort in Edinburgh besonders. In Kombination mit Barney’s Bier lässt sich auch der Besuch der Pickering’s Gin Destillerie verbinden, die direkt gegenüber liegt. Denn auch Gin aus Schottland hat in den vergangenen Jahren einen massiven Erfolg verzeichnet.