Ceilidh-Tanz in Schottland


INHALT
  • Ceilidh – ein bei Jung und Alt beliebter schottischer Tanzabend

  • nach einem regelrechten Aufschwung in den letzten Jahren laden zahlreiche öffentliche Ceilidh-Veranstaltungen dazu ein, sich unter das tanzende Volk zu mischen

  • Ceilidh-Tänze sind leicht zu erlernen: der Spaß steht im Vordergrund

  • ein Ohrenschmaus: genießen Sie traditionelle schottische Folkmusik von Live-Bands

“On long, dark winter nights…. it is still the custom in small villages for friends to collect in a house and hold what they call a 'ceilidh'."

Was Donald A. Mackenzie vor genau 100 Jahren in seinen 'Wonder tales from Scottish myth and legend' so romantisch beschrieb, lässt sich auf einer Schottlandreise auch heute noch erleben. Mit Abstrichen natürlich, denn wo vermehrt Touristen auftreten, paart sich das Ursprüngliche wie so oft mit Kommerz.

Usprünge der Ceilidh-Kultur

Das Wort “ceilidh” bedeutet im Schottish-Gälischen “Besuch” und kommt ursprünglich vom Altirischen céilide ‘visit, visiting’ von céile ‘companion’. Heute kann es sowohl eine Tanzveranstaltung, ein Konzert als auch schlicht eine Party oder Feier bezeichnen – je nachdem, wo man sich befindet: Während man in den Lowlands unter Ceilidhs eher einen Tanzabend versteht, würde man in den Highlands eine musikalische Runde erwarten. Zur Differenzierung kann man deshalb auch von “ceilidh dances” sprechen.

Ließen sich Jung und Alt zu Mackenzies Zeiten noch von Gedichten, Legenden, Geister- und Heldengeschichten unterhalten, sangen Lieder und musizierten, freut man sich heute auf ein Ceilidh, um zu fröhlicher Folkmusik das Tanzbein zu schwingen. Sowohl im ländlichen Schottland wie auch in den Großstädten haben private und öffentliche Ceilidhs, etwa für Hochzeiten, Geburtstage oder andere Feierlichkeiten, Hochkonjunktur. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Vereine, Firmen, Schulen oder Universitäten regelmäßige Ceilidhs veranstalten. So richtet etwa die Edinburgh University jährlich das Highland Annual, das älteste Ceilidh Edinburghs und das größte in Schottland, aus. Wie formell solch ein Abend abläuft, liegt ganz beim Veranstalter: Manche scheuen sich nicht, moderne Popmusik im Wechsel mit schottischer Tanzmusik zu spielen und auch der Dresscode kann vom traditionellen Kilt zu legerer Abendkleidung reichen. Insbesonderer beim jüngeren Publikum, vor allem den Studenten, hat Ceilidh Dancing in den letzten 20 Jahren einen regelrechten Aufschwung erfahren und entsprechende Events im Großformat können bis zu mehrere hundert Teilnehmern anziehen.

Zu Festgelegenheiten finden in Schottland oft Ceilidhs statt.
Der Ceilidh-Tanz in Schottland ist auch fuer solche geeignet, die noch nie getanzt haben.

Ceilidh-Tanz – gewusst wie!

Traditionell wurde der Begriff „ceilidh“ für jede Art sozialer Zusammenkunft verwendet, bei der man sich mit Musik, Tanz und Geschichtenerzählen unterhielt. Heute wird bei einem Ceilidh jedoch hauptsächlich getanzt.

Ceilidh Dancing ähnelt den formellen schottischen Landtänzen (Scottish Country Dance), ist aber deutlich leichter zu erlernen und ganz auf Vergnügen ausgerichtet.

Meist beschränkt man sich auf wenige bekannte Tänze, die zumeist zu zweit oder in Sets getanzt werden. Ein Set besteht aus vier bis acht Paaren, die sich in einer rechteckigen Formation gegenüberstehen. Die Paare wechseln Positionen mit dem gegenüberstehenden Paar oder Partner, stets im Takt der Musik. Andere Tänze werden in Kreisformation getanzt, entweder mit einem festen Partner oder in einer “progressiven” Form, bei der die Dame am Ende der Schrittfolge zum nächsten Herrn wechselt. Die Tänze variieren in Geschwindigkeit und Komplexität, so dass alle Altersgruppen und Könnensstufen teilnehmen können, und sind oft nach berühmten Regimentern, historischen Schlachten oder Elementen des ländlichen Lebens benannt. So heißen die bekanntesten Ceilidh Tänze The Dashing White Sergeant, The Gay Gordons, The Military Twostep oder Strip the Willow.

Im Jahr 2000 wurde in Edinburgh an Hogmanay ein neuer Weltrekord aufgestellt: 1914 Menschen tanzten gleichzeitig den “Strip the Willow”.

Das Schöne am Ceilidh-Tanz – jeder ist herzlich willkommen!

Waren Ceilidhs früher noch dazu gedacht, sich möglichst vorteilhaft auf dem Heiratsmarkt zu präsentieren – wer kann schon einem schneidigen Tänzer widerstehen? – wird heute niemand mehr ob seiner tänzerischen Fahigkeiten beurteilt. Ob jung oder alt, Profi oder mit zwei linken Füßen gesegnet – beim Ceilidh geht es nicht um Perfektion, sondern vor allem um den Spaß. Auch den Partner muss man nicht unbedingt mitbringen: Traditionellerweise wird nach jedem Tanz das Gegenüber gewechselt, sodass niemand sitzen bleibt. Damit der Abend dann auch ohne Vorwissen gelingen kann, kommt dem sogenannten “Caller” (eine Art Entertainer, der durch den Abend führt) eine wichtige Funktion zu: Er gibt vor – und wenn nötig auch während – dem Tanz Anweisungen zu Grundschritten und Formationen, sodass auch Neuankömmlinge auf ihre Kosten kommen.

Und keine Angst: “No one gets upset if you take a wrong step – they're more likely to kill themselves laughing!"

Kein Ceilidh ohne Musik!

Ceilidh Bands arbeiten hart: Sie spielen bis zu vier Stunden pro Abend und gönnen sich – und den Tänzern – nur hin und wieder eine Verschnaufpause.

Mit einer Besetzung von etwa drei bis fünf Musikern sind die meisten traditionellen schottischen Instrumente vertreten.

Neben Fiddle, Flöte, Akkordion und Bodhran kann man mittlerweile auch immer wieder Schlagzeug oder Gitarre hören – manchmal sogar einen Dudelsack. Eine Mischung aus fröhlichen, schnellen Tänzen – den sogenannten Jigs, Reels, Hornpipes oder Polkas – und langsamen Walzern oder Strathspeys wird allen Vorlieben gerecht. Wichtiger Bestandteil der Band ist wie bereist erwähnt der “Caller”, der die Tanzanweisungen ruft und Schritteinführungen gibt. Manche Ceilidh Bands – mag auch der ein oder andere Traditionalist der schottischen Folkmusik hier vielleicht die Nase rümpfen – haben sich entschieden, mit dem Zeitgeist zu gehen und lassen im Laufe des Abends auch hier und da einem DJ freie Hand. Hochsaison haben die Bands zu besonderen Anlässen wie St Andrew's Day, Burn’s Night oder Hogmanay (Silvester)… denn was könnte den Winterblues in der kalten Jahreszeit besser vertreiben als ein echtes schottisches Ceilidh?

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Ein Textbeitrag von Hannah Grimmel.