Urban Gardening in Schottland


INHALT
  • Gemeinschaftsgärtnern wird auch in Schottland immer beliebter

  • Stärkung der Gemeinschaft

  • Selbstversorgung und sozialer Austausch stehen im Mittelpunkt

  • Zusammenarbeit mit Gemeinden und Schulen

Urban Gardening beziehungsweise Gemeinschaftsgärtnern hat in den letzten Jahren weltweit an Beliebtheit gewonnen. Nicht nur New York, London und Paris, sondern auch in Deutschland sind in grossen Städten wie Berlin, Hamburg oder München viele Projekte im Zuge einer nachhaltigen Lebensweise entstanden. Auch in Schottland erfreut sich das städtische Gärtnern und das Konzept der Selbstversorgung und des sozialen Austauschs an Beliebtheit.

So entstand in Edinburgh z.B. die  Whale Arts Academy im Problemviertel Wester Hailes. Grau und trist drängten sich bis in die 90er Jahre im Neubau-Wohngebiet im Süden Edinburghs die Hochhaussiedlungen und Sozialwohnungen im 70-er Jahre Stil. Um den vielfältigen sozialen Problemen, wie hoher Arbeitslosigkeit und dem Mangel an sozialen Einrichtungen entgegenzuwirken, wurden die Hochhäuser abgerissen und durch neue zwei bis drei stöckige Gebäude ersetzt. Viele der alten Probleme sind allerdings geblieben.

Allan Farmer ist der Leiter des Westburn CAN (climate action network project). Die CAN Gruppen bestehen aus Personen jeden Alters, die sich regelmässig montags und freitags von 10:30 bis 14:30 zum Gemeinschaftsgärtnern treffen. Auch  an den Wochenenden finden verschiedene Events wie zum Beispiel BBQs oder auch  ein Green Gala Event mit Essen (zum Beispiel Lauchsuppe aus dem Garten), Handwerk, einer Bücherbörse und Upcycling alter Möbelstücke statt. Was in der Whale Arts Academy in den Sommermonaten 2016 entstanden ist, erscheint beeindruckend:

ein blühender Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten vor und hinter dem Haus, eine Feuerstelle für BBQs, eine Holztreppe und ein Rosentor aus alten Rohren.

Weitere Skulpturen sind in Planung, die der Upcycling-Künstler Michael Browdidge zusammen mit den TeilnehmerInnen kreiert. Ausserdem gibt es in Zukunft einen „repair und re-use workshop“ zur Aufwertung alter Möbelstücke. 

Urban Gardening erfreut sich auch in Schottland immer mehr an Beliebtheit.
In Edinburgh erfreut sich Urban Gardening mittlerweile groesserer Beliebtheit.
In den Städten Schottlands kommt das Gemeinschaftsgärtnern langsam in Mode.
Der Grove Garden in Edinburgh ist einer der neuen Gemeinschaftsgärten.
In den Städten Schottlands sind zahlreiche Projekte mit Gemeinschaftsgärtnern aktiv.
Whale Arts ist ein Gemeinschafts-Projekt in Edinburgh, das Kunst und Gärtnern verbindet.

Etwas weiter in Richtung Edinburgh Innenstadt gelangt man nach Fountainbridge. Fountainbridge ist nicht nur der Geburtsort von Sean Connery, sondern war im frühen 19. Jahrhundert bis zum späten 20. Jahrhundert ein wichtiger Industriestandort Edinburghs.  Mitte des 19. Jahrhunderts gründete der US-amerikanischer Unternehmer Henry Lee Norris die North British Rubber Company in den Gebäuden der ehemaligen Seidenspinnerei neben dem Union Canal. Ausserdem war die McEwan‘s Brauerei bis zur Schliessung 2005 in Fountainbridge ansässig.

Direkt neben der ehemaligen Seidenspinnerei bzw. der späteren Gummifabrik befindet sich der Rust Garden, ein kleiner Garten mit Blumen und einer Bank, die bei sonnigem Wetter zum Verweilen einlädt. Buchstaben aus Stahl auf dem Boden sollen einerseits an Edinburghs Industriezeitalter erinnern, andererseits für Erneuerung und Neugestaltung stehen, denn die Gemeinschaft Fountainbridges möchte diesen Ort zu einem neuen kulturellen Zentrum der Stadt Edinburgh machen.

Ein weiteres Gemeinschaftsprojekt in Fountainbridge ist der Grove community garden mit dem Slogan:

Fountainbridge becomes alive through community. 

Hierbei handelt es sich um einen mobilen Gemeinschaftsgarten, der temporär an mehreren Orten in Fountainbridge und Edinburgh genutzt wird. Einen dieser Gärten kann man im Harrison Park besichtigen, einen in der Nähe des Fountainbridge Zentrums direkt beim iQ Studentenwohnheim und einen weiteren vor der Summerhall, einem kreativen Veranstaltungsort für Kunst und verschiedene Workshops im Stadtteil Newington.

Auch in Glasgow haben sich zahlreiche Gärtnerprojekte etabliert. Bei Urban Roots wird Gemüse und Obst in zahlreichen Gärten in der Gegend Toryglen gemeinschaftlich angebaut. Auch Bienen werden hier gehalten, Fahrradausflüge organisiert und ein gemeinsames Stück Wald betreut.

Gemeinschaftsgärten entstehen meist in wirtschaftlich benachteiligten Nachbarschaften.

Sie können die Gemeinschaft stärken, den sozialen Austausch fördern und bilden hinsichtlich Permakulturmethoden. In manchen Faellen können sie sogar wirtschaftliche Aktivität durch den Verkauf der Ernte erzeugen. Oft findet auch eine Zusammenarbeit mit Schulen statt, wie zum Beispiel im Gemeinschaftsgarten Urban Roots in Glasgow. Die Filmemacherin Ella von der Haide beschäftigt sich mit der Entstehung von Gemeinschaftsgärten weltweit und hat hierfür schon einige Filme produziert, zum Beispiel in den USA, wo die Urban-Gardening Bewegung ihren Ursprung hat. Auch für Deutschland gibt es eine sehenswerte Dokumentation: Eine andere Welt ist pflanzbar! Teil 5, Urbane Gemeinschaftsgärten in Deutschland.

 

Ein Gastbeitrag von Jennik Schmitz (Text & Bild).