INHALT Der Weg bis zur Hochzeit: Schottland ist ein populäres Heiratsland
Hochzeitstraditionen und Heiratsbräuche in Schottland
Gretna Green und andere Schauplätze zum Heiraten
Der Weg bis zur Hochzeit
Schottland ist für viele Liebespaare der ideale Ort, um eine romantische Heirat zu zelebrieren. Egal, ob man sich in Schottland kennengelernt hat, hier seine Urlaube verbringt oder das Land einen einfach in den Bann gezogen hat - viele Gründe sprechen für eine Hochzeit in dem kleinen Land, das doch so viel zu bieten hat.
Schottlands Gesetze machen es vergleichsweise einfach hier durch Heirat den Bund fürs Leben einzugehen.
Die organisatorischen Formalitäten halten sich in Grenzen, die lokalen Richtlinien sind weniger streng und es besteht keine Aufenthaltspflicht, d.h. man muss nicht in Schottland wohnen oder eine bestimmte Zeit hier verbringen, bevor man nach schottischem Gesetz heiraten darf.
Trotzdem ist eine Ehe ein bindendes Gelübte, welches gewissen Vorschriften unterliegt und das ist in Schottland, im Land des Whiskys und der Dudelsäcke nicht anders. Vorallem muss ein gewisser Zeitplan eingehalten werden. Beide Partner müssen folgende Dokumente beim Standesbeamten (registrar) des zuständigen Standesamtes, wo sie getraut werden möchten, einreichen:
1.) einen Personalausweis oder Reisepass
2.) eine internationale Geburtsurkunde, die man beim örtlichen Standesamt in Deutschland beantragen kann (wahlweise erkennen die Standesämter in Schottland auch beglaubigte Übersetzungen der Geburtsurkunde an)
3.) ein Ehefähigkeitszeugnis in internationaler Fassung, welche man ebenfalls beim jeweiligen Wohnsitz beantragen kann
Um die Hochzeit anzumelden, müssen sogenannte „marriage notice forms“ ausgefüllt werden und 3 Monate bis spätestens 29 Tage vor dem Hochzeitstermin eingereicht werden – unabhängig von der Art der Trauung (standesamtlich, kirchlich, oder frei). In diesem Formular werden persönliche Daten abgefragt zu familiären Hintergründen beider Partner.
Egal ob standesamtliche, kirchliche oder freie Trauung – in Schottland ist jeder Weg möglich und rechtlich gültig. Eine kirchliche oder freie Heirat kann an jedem beliebigen Ort in Schottland stattfinden, solange ein Geistlicher oder ein freier Redner mit entsprechender Ausbildung die Trauung durchführt.
Standesamtliche Trauungen finden zumeist im Trauzimmer der Stadt statt, oftmals werden aber auch andere Veranstaltungsorte akzeptiert. Bei jeder Art der Trauung ist auch immer ein gewisser Grad an Personalisierung möglich, egal ob es ein bestimmter Text, ein Lied, das die gegenseitige Liebe ausdrückt, oder das traditionelle schottische „hand-fasting“ ist.
Das wohl wichtigste Formular bei einer schottischen Hochzeit ist der sogenannte „marriage schedule“, der, sollte religiös oder frei geheiratet werden, eine Woche vor der Trauung beim zuständigen Standesamt abgeholt werden muss. Dieser „schedule“ wird am Ende der Trauzeremonie vom Geistlichen/Redner, dem Brautpaar und den beiden anwesenden Trauzeugen unterschrieben und muss dann spätestens drei Tage nach der Heirat im Standesamt abgegeben werden, damit die Ehe Gültigkeit erhält. Erst danach kann eine Eheurkunde ausgestellt werden. Wird standesamtlich geheiratet, bringt meist der Standesbeamte diesen schedule zur Hochzeit mit.
Anders als in Deutschland ist man in Schottland dazu verpflichtet, zwei Trauzeugen zu wählen, die bei der Trauung dabei sind.
Die Personen, die einem an diesem emotionalen Tag beiseite stehen, müssen den Verlauf der Heirats-Zeremonie nachvollziehen können, d.h. sie müssen die englische Sprache verstehen. Sollte einer der Verlobten oder Trauzeugen kein Englisch sprechen, so muss das Brautpaar auf eigene Kosten einen amtlich anerkannten Dolmetscher hinzuziehen.
Seit dem „Marriage and Civil Partnership Scotland Act” von 2014 sind auch gleichgeschlechtliche Ehen sowie eingetragene Partnerschaften in Schottland anerkannt.
Zurück in Deutschland sollte man beim zuständigen Standesamt die Trauung beurkunden lassen, um eine deutsche Eheurkunde zu erhalten.
Hochzeits-Traditionen und Heirats-Bräuche
Auch in Schottland ist die Hochzeit ein traditionelles Fest mit vielen, teilweise sehr langen, Traditionen. In Angus und Aberdeenshire soll es der Braut zum Beispiel Glück bringen, ein Sixpence im Schuh zu tragen, während an den schottischen Grenzen zu England Heidekraut im Brautstrauß das erwünschte Eheglück bringen soll. Finanzielle Unabhängigkeit erhofft sich das Paar durch „wedding scramble“ - der Vater der Braut wirft hier eine Hand voll Münzen, die die Kinder aufsammeln können, während die Braut ins Brautauto steigt.
Besonders in der Region um Fife, Dundee und Angus bekannt ist die Fußwaschung der Braut. Die Füße der Braut werden am Hochzeitsmorgen von einer älteren, glücklich verheirateten Frau gewaschen und getrocknet. Der Ehering der Frau wird oft in das Wasserbecken gelegt und die erste ledige Dame, die ihn findet, ist die nächste, die heiraten wird. Aber auch das Brautstrauß-Werfen ist hierzulande in diesem Zusammenhang sehr gebräuchlich.
Wieder im Trend liegt das traditionelle „hand fasting“- Ritual.
Braut und Bräutigam nehmen jeweils ein Stück ihres Clan-Tartans (Schottenmuster) und verbinden damit ihre Hände - ein Symbol für die Zusammenführung des Paares und ihrer Familien. Hier kommt übrigens auch der englische Ausdruck „tying the knot“ her.
Heiraten Schotten in einer Kirche, wird der Brautzug oft von einem Dudelsackspieler begleitet. Zur Kirche wird der Bräutigam von der Trauzeugin und die Braut vom Trauzeugen geführt. Nachdem sie sich das ewige Versprechen gegeben haben, verlassen sie dann gemeinsam, als frisch vermähltes Ehepaar die Kirche um zum Ort der Feierlichkeiten zu gehen.
Dort angekommen ist besonders auf größeren Hochzeitsfeiern im Nordosten des Landes der „Grand March“ beliebt. Im Grunde genommen ist es der erste Tanz, in dem jeder Gast involviert wird. Angeführt vom Ehepaar und gefolgt von Trauzeugen und Familie praktizieren alle Gäste gemeinsam einen Kreistanz (cèlidh).
Bekannt ist auch die sogenannte „Scottish Quaich“ – eine silberne Schale mit zwei Henkeln.
Die Quaich, abgeleitet aus dem Gälischen bedeutet es schlichtweg Becher, wird mit gutem, schottischen Whisky gefüllt und auf der Hochzeitsfeier herumgereicht. Traditionell ist es der Becher, mit dem auf das Brautpaar angestoßen wird. Symbolisch steht er für das zukünftige gemeinsame Leben: zwei Familien bzw. Clans vereinen sich und zelebrieren die Bindung der Familienmitglieder.
Modische Highlights setzt der Bräutigam oft durch das Tragen des traditionellen Schottenrocks (kilt). Oft gesehen sind auch „Fascinators“ als Kopfschmuck der Braut und Ansteckblumen für Bräutigam und Trauzeugen. Die Braut trägt zusätzlich oftmals eine Brosche, das „luckenbooth“, welche sie von ihrem Partner als Zeichen seiner Liebe geschenkt bekommen hat. Normalerweise sind in diese Silberbroschen zwei Herzen eingraviert.
In Schottland weniger bekannt und populär ist der Polterabend, der in Deutschland zum Gelingen der Ehe beitragen soll. Die Schotten feiern dafür umso ausgelassener die beiden Junggesellenabschiede des Brautpaares (stag party und hen night). Hier werden keine Kosten und Mühen gescheut und große „letzte Nächte in Freiheit“ gefeiert. So gibt es sogar Agenturen, die sich ausschließlich mit der Organisation von Junggesellenabschieden beschäftigen.
Gretna Green und andere Hochzeits-Schauplätze
Ein kleines Dorf, das wohl jedem Schotten ein Begriff ist – Gretna Green. Wo man im 19. und 20. Jahrhundert noch hinflüchtete, um ohne Einwilligung der Eltern heiraten zu können, lässt sich auch heute noch legal eine Ehe schließen. Viele Jugendliche sind damals aufgrund der milden Eheschließungsgesetze in Schottland nach Gretna gekommen, um sich dort ihre Liebe zu beweisen. Und noch heute ist dieser Ort für Viele der Inbegriff einer Liebesheirat. Nicht nur Joschka Fischer, sondern auch einige britische Persönlichkeiten haben hier den Bund fürs Leben geschlossen.
Doch Schottland bietet endlose Möglichkeiten um den schönsten Tag im Leben zu feiern.
Egal, ob man heimlich und mit dem gewissen „Vegas-Feeling“ in Gretna Green heiratet oder ein romantisches Schloss oder einen Naturschauplatz wählt. Madonna heiratete Guy Ritchie zum Beispiel im Dornoch Castle in den Highlands. Beliebte andere Austragungsorte sind kleine Festungen oder palastartige Hotels, historische Ruinen, ruhige Zeremonien am See oder ein faszinierendes Museum. In Schottland ist in dieser Hinsicht fast alles möglich, da hier, im Unterschied zum Rest des Vereinigten Königreiches, die Person, die die Trauung durchführt, zugelassen sein muss und nicht das Gebäude, in dem die Trauung stattfindet.
Die durchschnittlichen Kosten einer Hochzeit fallen in Schottland wesentlich höher aus, als im deutschsprachigen Raum. Hier liegt der Durchschnitt bei ca. 10.000 € bis 12.000 €, während die Schotten nicht selten £ 20.000 für das hoffentlich einzigartige Ereignis im Leben ausgeben.