Kirchen, Kathedralen & Abteien in Schottland


INHALT
  • die meisten Kirchgebäude in Schottland wurden durch die Reformation zerstört

  • die erhaltenen Kirchen wurden von Schmuck und Dekor befreit

  • Whithorn, Iona und Inchcolm zählen zu den frühesten Kirchgebäuden Schottlands

Für die meisten Kirchen, Kathedralen und Abteien in Schottland hatte die schottische Reformation verheerende Folgen. Die Auswirkungen der Glaubenskrise im 16. Jahrhundert  und die Entstehung der presbyterianischen Kirche sieht man noch heute in vielen schottischen Städten und auf dem Land. Vor allem die einst katholischen Glaubensgebäude haben durch den Ansturm der Reformierten gelitten, so dass fast keine der einflussreichen Kirchen in Schottland heil geblieben ist.

Die meisten Statuen, Altäre, Bilder und aller Schmuck und Pomp wurde oftmals vom Mob zerstört oder zu Geld gemacht. Und auch heute noch haben die meisten Kirchen keine Statuen oder Figuren mehr an den Fassaden. Um nicht vom Wort Gottes abzulenken, wurden alle religiösen Symbole aus den Kirchen verbannt: Buntglasfenster kamen erst im 20. Jh. langsam wieder auf. Ikonen, Gemälde, Statuen und reich verzierte Altäre findet man auch heute noch selten in schottischen Kirchen. Des weiteren schaffte man auch Orgeln und andere Instrumente ab und konzentrierte sich auf einfache Gesänge.

Einige Kirchgebäude, die vor der Reformation existierten, haben trotz der reformatorischen Zerstörungswut  in Schottland überlebt, inklusive der Rundtürme in Abernethy and Brechin und der berühmten St Margaret’s Chapel im Edinburgh Castle. In einigen anderen religiösen Gebäuden kann man zumindest Teil der der ursprünglichen frühen Kirchen sehen wie die romanischen Reste der Leuchars Church in Fife aus dem 12. Jahrhundert oder der altertümliche Turm der ruinösen Restenneth Priory bei Forfar. Aufgrund ihrer Lage in wichtigen Städten und wirtschaftlichen Zentren haben ebenso die Glasgow Cathedral, St Giles in Edinburgh, die Church of the Holy Rude in Stirling sowie die St Magnus Cathedral in Kirkwall die Reformation überlebt.

Die Glasgow Cathedral ist die grösste Kirche Schottlands und ein kostbarer Rest des alten Glasgow.
Die Krone der Dunfermline Abbey erinnert an Robert the Bruce von Schottland.
Die Elgin Cathedral galt einst als Laterne des schottischen Nordens.
Der Innnhof der Iona Abbey auf der schottischen Insel Iona wurde wieder aufgebaut.

Candida Casa in Whithorn

In Whithorn, im südlichen Galloway stehen die Überreste eine der frühesten Steinkirchen Schottlands.  Der christliche Glaube war schon durch christliche Römer in die Provinz gebracht worden und sickerte von da in das tägliche Leben der Briten, Gaelen und Pikten ein. An den südlichen Küsten des heutigen Schottlands bekehrten irische Mönche zunächst die Kelten. Whithorn, am Solway Firth, wurde 397 n. Chr., schon zu Zeiten der Römer, unter St. Ninian zum Zentrum der Missionsarbeit in Schottland. St. Ninian, der Sohn römisch-britischer Eltern, wird der erste bedeutende Missionar für Schottland. Er erhielt in Rom die Bischofsweihe und gründet am Solway-Firth nahe Whithorn ‘Candida Casa’, das erste schottische Kloster. Dieses wird zum Zentrum des Studiums und der Missionsarbeit in Schottland, so dass sich das Christentum von dort aus nördlich durch Galloway und Strathclyde ausbreitet.

Iona Abbey

Die bedeutendste Figur der frühen schottischen Kirche ist St. Columba, der als Gründungsvater des mitteleuropäischen Christentums gilt.  521 in Irland geboren wird er nach Auseinandersetzungen in Irland nach Schottland geschickt , wo er 563 nach Chr. mit zwölf Mönchen die schottische Westküste erreicht. Auf der Hebriden-Insel Iona gründet er Iona Abbey, von dem aus im 7. Jh. ganz Schottland (Pikten), England und der Kontinent christianisiert wurde. Unter Columba wird Iona zum Ausbildungszentrum vieler Mönche, Wallfahrtsort und wichtigem Friedhof für viele Könige (bis Norwegen und Frankreich).  Nachdem Untergang der keltischen Kirche wurde im 12. Jh. Iona dann Teil der römisch-katholischen Kirche, indem ein Augustiner Nonnenkloster und eine Benediktiner Abtei gegründet wurde.  Während der Reformation wurden alle Gebäude zerstört und das gesamte Interieur - bis auf drei der imposanten großen Keltischen Kreuze - demoliert. Die Abtei war bis 1899 eine Ruine, die der damalige Besitzer der Insel, der Duke of Argyll, schließlich der Church of Scotland stiftete-  unter der Bedingung die Kirche wieder zu restaurieren.  Heute ist der gesamte Abtei-Komplex komplett restauriert. Die Gebäude, sowie die gesamte Insel gehören heute dem National Trust of Scotland, der Natur- und Kulturdenkmäler in Schottland betreut.

Inchcolm Abbey

Inchcolm bedeutet in der gälischen Sprache ‘ Insel des Columba’ und verweist auf St. Columba, der auf Inchcolm Island, einer Insel im Forth of Forth, 567 zu Besuch gewesen sein soll. Die Insel wird oft als das ‘Iona des Ostens’ bezeichnet da sie eines der besterhaltensten mittelalterlichen Klöster Schottlands beheimatet. Die Augustinerabtei wurde im 12. Jh. gegründet und ist als einzige Abtei in Schottland fast komplett erhalten geblieben.  Weil Inchcolm ein exklusiver Beerdigungsplatz war, findet die Abtei auch in Shakespeares Macbeth eine Erwähnung. Neben der Abtei ist ein Überbleibsel einer Einsiedlerzelle aus dem 9. Jh.  erhalten geblieben. Aufgrund ihrer Lage wurde die Insel oft attackiert.  Während des Ersten Weltkrieges haben Ingenieure im Osten der Insel einen Tunnel gebaut. Während des 2.Weltkrieges war die Militärabwehr auf Inchcolm positioniert, um den Hafen von Edinburgh und den Marinestützpunkt Rosyth zu verteidigen.

St Margaret’s Chapel

Die kleine Kirchkapelle aus dem 12. Jahrhundert im Edinburgh Castle ist nicht nur das älteste Gebäude Edinburghs, sondern auch das älteste Kirchengebäude von Schottland. König David I. hat die Kapelle für die Königliche Familie gebaut und seiner Mutter Margaret geweiht, die hier im Schloss 1093 gestorben ist, drei Tage nach der Nachricht vom Tode ihres Mannes.  St Margaret’s Chapel ist komplett erhalten und kann als Teil eines Rundgangs durch das Castle besichtigt werden.

Die 4 großen Border-Abteien

Das Grenzland zwischen Schottland und England – die sogenannten Scottish Borders - war jahrundertelang umkämpft und in die 500 Jahre dauernden regelmäßigen Kriegereien beider Länder involviert, wovon die Ruinen vieler Burgen, Festungen und Abteien zu erzählen wissen. Die 4 großen Grenzlandabteien entstanden während der Regenschaft König David I. zu Beginn des 12. Jh. und wurden zu kulturell und wirtschaftlich bedeutenden Zentren der Region. Sie sind heute nur noch als Ruinen erhalten, aber dennoch einen Besuch wert.

Melrose Abbey

Der Ruhm der Zistersienserabtei Melrose Abbey rührt von Walter Scotts „The Lay of the Last Mintrel“, das von Fontane ins Deutsche übersetzt wurde. Fontane selbst bezeichnete die Ruine eines „schönsten und fesselndsten“ Gotteshäuser Großbritanniens durch den Reichtum an gut erhaltenen Skulpturen und dekorativen Details als beachtenswert. 1136 verhandelte König David I. mit den Mönchen von Rievaulx über die Gründung eines Klosters. Die Zistersienser, die reiches Farmland brauchten, begannen mit dem Bau, der 10 Jahre später geweiht werden konnte. Im 14. Jh. von den Engländern verwüstet, wurde Melrose Abbey mit der Großzügigkeit Robert the Bruces wieder aufgebaut. Im 16. Jh. wüteten erneut englische Truppen durchs Land, zerstörten die Abtei, die die mehr aufgebaut werden sollte. Alexander II. und andere schottische Könige und Adlige sind hier beerdigt, inklusive des einbalsamiertes Herzens von Robert the Bruce.

Jedburgh Abbey

König David I. lies die Jedburgh Abbey am nördlichen Ufer des Jed Water bauen, um die Engländer zu beeindrucken und zu demonstrieren, wie grandios die Schotten unmittelbar der Grenze bauen konnten. Jene haben der Versuchung nicht widerstehen können und 1544 den sandsteinernen Prunkbau zerstört. Die Ruinen der Augustinerabtei zählen heute zu den feinsten normannischen Gebäuden, die in Schottland überlebt haben. Obwohl ohne Dach scheint die Abteikirche überraschend komplett. Das Visitor Centre stellt archäologische Ausgrabungen und das Alltagsleben der Mönche im Kloster aus.

Kelso Abbey

Das Kloster in Kelso, die Kelso Abbey, von dessen Pracht heute nur noch der Westturm und das Querschiff erhalten sind, wurde im 12. Jahrhundert von französischen Mönchen aus Tiron erbaut. Die Ordensbrüder errichteten das Kloster auf einem Stück Land, das ihnen von David I. von Schottland gegeben worden war. Der Bau begann im Jahre 1128, wurde fünfzehn Jahre später fertiggestellt und der Jungfrau Maria sowie dem heiligen Johannes geweiht. Kelso Abbey wurde schnell zu einer der wohlhabendsten, prächtigsten und bedeutendsten Abteien in Schottland, deren Reichtum vor allem aus dem riesigen Grundbesitz in den Borders kam. Derart wohlhabend, dass König James III. von Schottland hier seine Krönungszeremonie abhielt. Durch seine Lage im Grenzgebiet zu England, nahm sie in den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen diesen Ländern häufig Schaden. Bereits Anfang des 14. Jahrhunderts wurde sie in den Englisch-Schottischen Kriegen beschädigt, jedoch später durch die Mönche wieder repariert. Schwer beschädigt wurde Kelso Abbey schließlich in dem Konflikt über Maria Stuart zwischen 1544 und 1547. Nach weiteren Attacken und Beschädigungen wurde das Kloster schließlich im Jahre 1587 offiziell aufgegeben.

Dryburgh Abbey

Dryburgh Abbey auf der Halbinsel in einer Beuge des Tweed wurde am 10. November 1150 im Einverständnis zwischen dem reichen Adligen Lord of Lauderdale und den Prämonstratensermönchen gegründet. Im Gegensatz zu den Schwesterklöstern vermittelt die Dryburgh Abbey ein gewisses Gefühl für das Alltagsleben und die Abgeschiedenheit der Mönche, denn viel von der häuslichen Architektur ist erhalten geblieben, während die Abteikirche selbst zum größten Teil verschwunden ist. Im Chapter House kann man Teile des Schlafsaals sehen, und selbst das Pförtnerhaus, das den Wasserkanal in die Abtei überbrückte, ist noch in Resten erhalten. Im nördlichen Querschiff liegt Walter Scott beerdigt, dem die Abtei die „romantischste Ruine“ war.

St Andrews Cathedral

Die im 12. Jahrhundert erbaute St. Rule’s Cathedral hat König Robert the Bruce 1318 mit einem Ritt durch die Kirche eingeweiht. Die Arbeit vieler Jahrhunderte ist in der Ruine der größten Kathedrale Schottlands ablesbar. Durch das raue Klima und ihre Größe sind immer wieder Kirchenteile eingestürzt. Die Reliquien von St. Andrews machten die Kathedrale zu einer bedeutenden Pilgerstätte des frühen Christentums. Die Grabsteine auf dem Friedhof tragen die Namen vieler Staatsmänner, Profigolfer und bekannter Einwohner der Stadt.

Elgin Cathedral

Vom geschäftigen Marktstadttreiben durch die Lage an einer stillen Ecke am Flussbett abgeschottet, erinnern die zerstreuten gothischen Ruinen an die einst zweitgrößten Kathedrale von Schottland. Wegen seiner 40 illegitimen Kinder vom Bischof of Elgin exkommuniziert, brannte der ruchlose „Wolf of Badenoch“, Alexander Stuart, in einem Racheakt 1390 das Gotteshaus nieder. Im Biblischen Garten wachsen heute alle 110 Pflanzen, von denen die Bibel spricht, der die Reformation überlebende Nordturm kann bestiegen werden.

Dunkeld Cathedral

Kenneth Mac Alpin, der erste König von Schottland, hat 843 die beiden Königreiche der Pikten und Skoten 843 vereint und an der Stelle der heutigen Kathedrale eine Steinkirche gebaut. Diese sollte zum religiösen Zentrums werden, als die Reliquien von Saint Columba zum Schutz vor den Wikingern von Iona überführt wurden. Die gothische Kathedrale entstand im 14.Jahrhundert und wurde 1560 in den Wirren der Reformation zerstört.