INHALT Schottland besitzt seit der Gründung des Parlaments 2 Nationalparks
obwohl in Privatbesitz besteht uneingeschränktes Zugangsrecht
der Trossachs Nationalpark wurde in vielen Liedern, Romanen und Bildern künstlerisch verewigt
die Cairngorms behinhalten das kälteste und grösstes Bergmassiv Grossbritanniens
Nationalparks in Schottland sind Gebiete mit außergewöhnlicher Landschaft und reichem Naturleben, in denen kommerzielle Aktivitäten und die Bebauung limitiert sind. Momentan gibt es zwei Nationalparks in Schottland: den ‘Loch Lomond und Trossachs National Park’ im Süden Schottlands, der 2002 gegründet wurde und den ‘Cairngorms National Park’ in den Central Highlands, der ein Jahr später den Status eines Nationalparks erhielt. Beide Nationalparks wurden unter dem ‘National Parks (Scotland) Act 2000’ etabliert, eine frühe legislative Errungenschaft des 1999 gegründeten schottischen Parlaments. Einer der wegweisenden Vorbilder für die Erschaffung der Nationalparks war der in Schottland geborene John Muir, auf dessen Initiative die Gründung des Yosemite National Parks in den USA und die Naturschutzbewegung zurückgeht. Nach ihm wurde auch eine schottische Fernwanderstrecke entlang der Ostküste, der John Muir Way, benannt.
Während Nationalparks in anderen Ländern dem Staat gehören, befinden sich die Wildflächen der schottischen Nationalparks überwiegend in privatem Besitz.
Sie wurden seit Tausenden von Jahren von Menschen bearbeitet und sind durch Abholzung, Überweidung und extensiver Wiederaufforstung im 20. Jahrhundert mit eingeführten Pflanzen nicht mehr in ihrem ursprünglichem Zustand. Durch die Landreform (den sogenannten Land Reform (Scotland) Act 2003) die in 2003 das feudale Rechtswesen in Schottland ablöste, hat trotz Privatbesitztum jeder freien Zugang zum Land.
Loch Lomond & Trossachs National Park
Die Trossachs sind eine Heide-, Hügel -und Seenlandschaft mit Ansichtskarten-Idylle am Rande der Highlands und bezeichneten ursprünglich die Gegend zwischen Loch Achray und Loch Katrine. Heute wird das gesamtes Gebiet zwischen Callander, Aberfoyle, Loch Katrine bis zum Loch Lomond mit Trossachs benannt. Der Name kommt aus dem Gälischen und heißt „struppiges, raues Land“ (laut Fontane Borstenweg). Die Trossachs sind die Wiege des Schottlandtourismus und sind seit 2002 Teil von Schottlands erstem Nationalpark – dem „Loch Lomond and The Trossach National Park“.
Zum populären Ausflugsgebiet am Rande der Highlands wurden die Trossachs aufgrund vielfacher literarischer Inszenierung: „So wondrous wild, the whole might seem/The scenery of a fairy dream.“
Bis ins 18. Jahrhundert galt das Land noch als unzugänglich und nur der Clan der MacGregors herrschte in den einsamen, dicht bewaldeten Tälern und Schluchten. Dann wurde die Region von Dichtern wie Dorothy und William Wordsworth und Samuel Coleridge entdeckt, die in den Weiten der Wälder und Seen ihr romantisches Lebensgefühl vertieften. So schrieb Dorothy Wordsworth 1803: „Hier war es absolut einsam, und alles, was wir erblickten, waren Lieblichkeit und Schönheit in Perfektion“.
Sieben Jahre später verschlug es den schottischen Nationaldichter Sir Walter Scott in die Region und mit ihm folgte der literarische Ruhm, nicht nur in der schottischen Literatur: die Trossachs wurden zum Schauplatz von „The Lady of the Lake“ sowie dem Trossach-Roman “Rob Roy“ und erlangten dadurch grenzüberschreitenden Ruhm.
Wie viele andere Romantiker so ließ sich auch Theodor Fontane von Scott inspirieren und erkundete 1895 die Trossachs auf des Poeten Spuren, zeigte sich aber von Scotts Lobeshymnen auf die Landschaft enttäuscht:
„Die Trossachs sind unbedenklich ein glänzender Punkt, aber wenn nicht zu Nutz und Frommen einiger Hotelbesitzer, so doch mindestens aus an und für sich löblicher Begeisterung für den Dichter und Schilderer dieser Lokalität um einiges überschätzt worden. Der Irrtum, der dabei begangen worden ist und noch begangen wird, ist der, dass man die Schilderung mit dem Geschilderten verwechselt und die Unübertrefflichkeit jener auf die Sache selber übertragen hat. [...] Was diesen eigentlichen Trossachs fehlt, das ist der Stempel des Besonderen. Man sieht rechts und links, vor- und rückwärts, stimmt in die „Beautifuls“, die mit der Regelmäßigkeit von Pendelschwingungen überall laut werden, nach bester Überzeugung ein, hat aber das Gefühl, sehr ähnliche landschaftliche Physiognomien schon oft gesehen zu haben, und wendet sich endlich von all dieser Herrlichkeit wie von einem Frauenkopfe ab, dessen Schönheit man gelten lässt, aber dessen Reiz man leugnen kann, wie die Art seiner Schönheit nichts ist als eine höhere Form der Alltäglichkeit.“
Später lobte Königin Viktoria die Region, nachdem sie „einige ärmliche kleine Hütten mit malerisch barfüßigen Kindern“ gezeichnet hatte.:
„Wenige Minuten später erreichten wir Loch Katrine, das im strahlenden Abendlicht in seiner größten Schönheit vor uns lag. Wie wunderbar! Diese Einsamkeit, diese romantische und wilde Lieblichkeit, das Fehlen von Hotels und Bettlern, statt dessen unabhängige, einfache Menschen, die gälisch sprechen, all das macht das geliebte Schottland zum stolzesten, schönsten Land der Welt.“ (aus Tagebuchaufzeichnungen 1879)
Auch Maler trugen zur touristischen Popularität bei: William Turner mit Aquarellen, Horatio McCulloch mit Ölbildern und William Fox Talbot als Fotopionier.
Heute sind die Trossachs eine beliebte Wanderregion in Schottland mit zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten. Unweit der Großstadt Glasgow (1 Std. entfernt) sind die Trossachs touristisch stark erschlossen und mit ansprechenden Ortschaften infrastrukturell verbunden.
Cairngorms Nationalpark
Wie die meisten Ortsnamen in Schottland, so entstammt auch der Name ‘Cairngorms’ der gälischen Sprache ab. So ist ‘Cairn na Gorms’ der blaue Hügel und bezeichnet Großbritanniens ausgedehntestes Bergmassiv, das von einem hohen, kalten und schneereichen Geröll- und Schotter- Plateau von ca. 1000 m Höhe gebildet ist. Das Zentrum dieses Plateaus bildet der Cairngorms National Park - der jüngste und mit 3800km² größte britische Nationalpark.
Der Cairngorms Nationalpark besteht überwiegend aus Bergland und etwa 10% seiner Fläche sind über 800 m hoch. 52 Bergspitzen erreichen über 900 Meter Höhe und vier der fünf höchsten Berge Großbritanniens befinden sich innerhalb Parkgrenzen. Ebenso ist in den Cairngorms mehr als ein Viertel des natürlichen Waldes von Schottlands beheimatet, ebenso wie viele bedrohte Pflanzenarten. Infolge extremer Witterungen (der Schnee bleibt manchmal bis August in den Bergen) herrschen in den Cairngorms Bedingungen wie in der subarktischen Tundra.
Das Cairngorms Gebirge hat eine feine Sammlung verschiedener Landformationen, die man sonst auf der Welt nur noch im arktischen Kanada findet (Überreste letzter Eiszeitgletscher, aber auch durch Frost und Flüssen erodierte Formationen). Wer sich für schottische Geologie interessiert, wird hier sein Paradies finden. Zwischen den Granitbergen liegen viele Bergseen, Kiefernwälder, Heidemoore, steile und tiefe Bergkessel und Täler (das bekannteste Tal ist Lairig Ghru) und viele seltene schottische Pflanzen und Tiere haben hier ihre Heimat gefunden: Eichhörnchen, selten gewordene Baummarder, Wildkatzen, Steinadler, Merline, Schneehühner und Auerhähne. In den Flüssen taucht die weltweit fast ausgestorbene Süßwasserperlmuschel wieder vermehrt auf. Außerdem ist die einzige britische Rentierherde, die 1952 aus Lappland eingeführt wurde, hier zu Hause, denn ein Schwede hatte festgestellt, dass die schottische Landschaft der von Lappland sehr ähnlich ist.
Die Gebirgslandschaft des Cairngorms Nationalparks ist durch harte klimatische Bedingungen gekennzeichnet, die jährlich viele Unfälle und Tote fordern. Im Winter ist das Klima oft strenger und extremer als in vielen anderen Hochgebirgen der Erde.
Bis die ersten richtig vermessenen Karten im 19. Jahrhundert erstellt wurden, glaubte man, der Ben Macdui (1310 m) sei der höchste Berg Schottlands. Der Nationalpark selbst wurde nach dem Gairn Gorm benannt, der mit 1244 Metern Höhe der bekanntester Berg der Region ist und vor allem für das Eisklettern und Skifahren gerühmt wird. Der Tourismus schafft 40% der Arbeitsplätze, gerade um das Städtchen Aviemore, das sich als Wintersportort einen großen Namen gemacht hat.