INHALT Bilderbuchlandschaften
Caledonian Canal
Loch Ness
Fort William, Oban & Co
Die West Highlands gehören zu jenen Regionen, die in keinem Bildband und in keiner Doku über Schottland fehlen dürfen. Zu sehr prägen sie das Bild, dass wir uns von Schottland machen.
Da ist die Kargheit, Weite und herbe Schönheit der Berglandschaften, die endlos scheinenden Hochebenen, mit den Flickenteppichen der Heide und Farne gemustert, die Moorlandschaften, die dunkel schweigenden Seen und Fjorde und da ist das Kreischen der Möwen, die Luft, die nach Salz und Freiheit riecht.
An vier Monaten im Jahr, von Mitte Mai bis Mitte September, herrscht in einigen Gebieten der West Highlands so etwas wie Massentourismus.
Ab Mitte September verebbt der Urlauber-Rummel dann wieder.
Viele Attraktionen sind über den Winter sogar geschlossen. Auf der populären Fernstrasse A 82 donnern die Reisebusse vom Loch Lomond über Fort William bis Loch Ness und Inverness und auf anderen Seite auf der A9 wieder runter. Weil viele Strassen in den Highlands Single Track Roads sind, beschränken sich die Reisebusrouten auf einen relativ überschaubaren Rahmen (► Verkehr in Schottland).
Abseits der großen Straßen erstreckt sich eine Weite, Abgeschiedenheit und landschaftliche Schönheit, die die Highlands zu den bekanntesten Bergregionen Europas macht. Da die West Highlands spärlich bewohnt und nur begrenzte Hotels und B&Bs vorhanden sind, verlaufen sich die Touisten in den Highlands also eher. Nicht umsonst ist Schottland vor allem auch ein Reiseland für Individualisten.
Great Glen & Caledonian Canal
Eine tektonische Verwerfung, das „Great Glen“, hat die Highlands vor 400 Mio. Jahren zerteilt. Die daraus entstandenen drei großen Seen – Loch Linneh, Loch Lochy und Loch Ness – integriert der Caledonian Canal seit 1822 in eine 97km lange Wasserstraße, die die Nordsee bei Inverness mit dem Atlantik verbindet. Gebaut wurde der Kanal von dem schottischen Baumeister Thomas Telfort, der sich bereits zu Lebzeiten weltweites Ansehen erwarb und als einer der ersten modernen Bauingenieure und Väter des modernen Straßenbaus galt.
Immer beliebter werden heute die Kreuzfahrten auf dem Caledonian Canal.
An den Schleußenanlagen wie in Fort Augustus und Neptune’s Staircase verfolgen Touristen das Überwinden der Höhenunterschiede. Die Berg- und Küstenlandschaft abseits der populären Straßen und Ortschaften ist einsam und gewaltig.
Fort William
Die fast 11000 Einwohner grosse Stadt ist keine Schönheit, aber eine der bekanntesten Ortschaften der Highlands und die Wanderhaupstadt Schottlands. Outdoorläden und Souveniershops dominieren die Fußgängerzone von Fort William. Touristen flanieren die High Street auf und ab und steuern schließlich eines der Restaurants an.
Wer nicht wandern will, hat in der Garnisonsstadt im Schatten des Ben Nevis nicht viel zu tun. Fast immer verhängen Wolken den mit 1344m höchsten Berg Großbritanniens. Die zentrale Lage und Hoteldichte machen Fort William zur perfekten Basis, um die Höhepunkte der West Highlands zu erkunden.
Bahn-und Harry Potter Enthusiasten können auf der „Eiserne Straße zu den Inseln“ eine Fahrt mit dem legendären Jacobite Dampfzug unternehmen.
Die Strecke zählt zu den 10 landschaftlich schönsten Eisenbahnstrecken der Welt. Mehr Infos zu Bahnreisen in Schottland.
Inveraray
Die fotogene kleine Ortschaft im südlichen Teil der West Highlands wurde im 18. Jahrhundert an das Ufer des Loch Fyne verlegt. Das ursprüngliche Dorf musste dem Bau des Inveraray Castle weichen. Das Schloß des 13. Herzog von Argyll ist neben dem Gefängnismuseum heute die Hauptattraktion der Stadt. Vor der Woollen Mill, einem Ableger einer Verkaufskette für Woll-und Geschenkartikeln, drängeln sich Reisebusse um die Parkplätze. Das nur ein halbe Stunde entfernte Kilmartin Glen zählt zu den reichsten prähistorischen Landschaften Schottlands.
Kintyre
Die Abgeschiedenheit der Halbinsel Kintyre als den südlichen Ausläufer der West Highlands hat Paul McCartney in seinem berühmten Song „Mull of Kintyre“ vertont. Eine kurvige Singe Track Road führt zwischen üppiger Vegetation an der Ostküste hinunter nach Campbelltown. Hier sollen sich die Fischer früher am Whiskyduft der vielen Whisky-Brennereien orientiert haben. Notorische Nebelbänke machen den berühmten Leuchttum am 100m hohen Kap „Mull of Kintyre“ unabdingbar. An den zahlreichen Stränden der Westküste vergnügen sich Urlauber mit Golf und Wassersport.
Loch Lomond und Trossachs
Direkt vor der Haustür Glasgows schippern dutzende Vergnügungsboote auf dem „König der schottischen Seen“. Die „bonnie, bonnie banks of Loch Lomond“ fanden über Jahrhunderte Eingang in Geschichten und Volkslieder und wurden zuletzt durch die schottische Musikgruppe Runrig international bekannt gemacht.
Loch Lomond ist der grösste Süsswassersee Schottlands.
Am stillen Ostufer des Sees führt der West Highland Way, die populärste schottische Fernwanderstrecke auf einer alten Viehhändlerrute entlang. 2002 zu Schottlands erstem Nationalpark gemacht, beinhalten die Trossachs mit dem Queen Elizabeth Forest Park den größten Wald Großbritannien.
Loch Ness
Der legendäre Loch Ness war gegen Ende des Eiszeitalters vor etwa 12000 Jahren vermutlich noch eine Meeresbucht. Heute ist er, bedingt durch die große Tiefe, das größte Süßwasser-Reservoir Großbritanniens. Bis zu 325 Meter Tiefe haben Forscher gemessen, aber das Wasser von Loch Ness ist schlammig trüb, stark mit Schwebepartikeln durchsetzt und undurchsichtig für jeden Taucher, weshalb die genaue Tiefe der verklüfteten Erdspalte weiterhin nur eine Vermutung bleibt.
Die ungewöhnliche Beschaffenheit des Seegrundes gibt nicht nur Rätsel auf, sondern bietet auch den optimalen Nährboden für Sagen und Legenden, wie jene von Nessie, dem berüchtigten Seeungeheuer (► mehr zu Geistern, Kelpies und Seeungeheuern in Schottland).
Oban
Die Lage der fast 9000 Einwohner grossen Hafenstadt an der Westküste Schottlands könnte dramatischer nicht sein. Die „kleine Bucht“ wie sich Oban aus dem Gälischen übersetzen lässt, gibt herrliche Ausblicke auf einige der Inneren Hebrideninseln frei, wie die Isle of Mull und Kerrera.
Riesige Möven reißen an der Hafenmole von Oban den Touristen die Fisch Imbisse aus der Hand.
Fast viermal soviel Gäste wie Einwohner kommen in den Sommermonaten in die infrastrukturell bedeutende Westküstenstadt. Vom neuen Hafenterminal legen die Fähren zu den Inneren Hebriden-Inseln ab. Wie eine Kopie des Kolloseums in Rom erhebt sich der McCaig’s Tower über der Stadt. Wer den kurzweiligen Aufstieg nicht scheut, wird von hier mit einer fantastischen Aussicht über die Oban Bay und die vorgelagerte Inselwelt belohnt.