INHALT Schottland: ein Paradies für Wanderer
Gefahren beim Wandern durch Wetter, Zivilisationsferne und fehlende Markierungen
Midges: die schottischen Mücken
Vorsicht in der Jagdsaison und beim Lammen
Wanderregionen in Schottland
Dass Schottland ein lohnendes und landschaftlich unheimlich reizendes Ziel für Wanderreisen ist, hat sich herumgesprochen. Und auch das Fremdenverkehrsamt hat in den letzten Jahrzehnten das Wanderwegenetz in Schottland fleißig ausgeweitet. Von Bergtouren und Klettertouren auf Munros und Corbetts, über tagelange Fernwanderstrecken bis hin zu kleinen Spazierwegen in den Ortschaften der Highlands: für jeden Schwierigkeitsgrad und jede Wanderleidenschaft sollte für Wanderfreunde in Schottland etwas dabei sein. Besonders gut erschlossen und ausgewiesen sind die Wanderregionen der Trossachs, von Perthshire, den Cairngorms und den südlichen West Highlands. Hier gibt es auch einige der bekannten Fernwanderstrecken wie den West Highland Way und den Great Glen Way. Es gibt allerdings auch Regionen in Schottland wie Knoydart, Assynt und Sutherland, die völlig wild sind und wo man tagelang ohne künstliche Markierungen wandern kann, und ohne einer Menschenseele zu begegnen. In diesen Regionen schließt man sich am besten einer der wenigen organisierten Wanderreisen an oder bereitet sich dementsprechend intensiv vor.
Navigation, Markierung und Wegzustand
Trotz einer Vielzahl gut markierter Wanderwege in Schottland, bergen die Highlands nicht zu unterschätzende Gefahren, wenn man sich nicht auskennt und nicht genügend ausgerüstet ist.
Das schnell wechselnde Wetter, Regen und Wind können schnell zur Unterkühlung führen.
Rasch aufziehender Nebel, stark ansteigende Flüsse nach Regenfällen oder auch Schneefall können manchmal dazu führen, dass eine geplante Wandertour abgebrochen werden muss. Im offenen Moorland oder in den Bergen gibt es oft den ganzen Tag keine Möglichkeit, sich unterzustellen. Dies kann bei schlechtem Wetter nicht nur zu einem körperlichen sondern auch zu einem mentalen Problem werden. Frustration und Erschöpfung sind die Folge. Auch Dehydrierung und Unterzuckerung können Sie in Schottland in ernste Schwierigkeiten bringen.
In vielen Regionen Schottlands gibt es zudem kein ausgebautes Wegenetz mit Markierungen. Oft wandert man auf alten Pfaden, die schon zu Zeiten der Clans als Wege dienten. Dies sind keine speziell angelegten Wanderwege, so dass sich Pfade oftmals im Nichts verlieren und ein guter Orientierungssinn gefordert ist.
Erwandert man Schottland auf eigene Faust, sind aufgrund mangelnder Beschilderung und Wegmarkierung Kenntnisse im Kartenlesen unerlässlich. Auch der sichere Umgang mit dem Kompass ist essentiell. Man sollte ebenso einschätzen können, wie viel Zeit man für eine bestimmte Distanz einplanen muss. In wilden, zivilisationsfernen Gegenden Schottlands ist es ratsam, mit einem lokalen Wanderleiter unterwegs zu sein, der die geografischen Verhältnisse kennt und Erfahrung hat.
Midges – die schottischen Vampire
Midges sind kleine Fliegen, denen man in den Hochsommermonaten in Schottland kaum entkommt. Sie attackieren Wanderer bevorzugt an windstillen, schattigen Plätzen und nicht einzeln, sondern in riesigen Schwärmen. Einer leichten Brise können sie aufgrund ihrer geringen Größe nicht standhalten. Und auch zu kalt mögen sie es nicht. Leider gibt es kaum wirksame Mittel gegen die Midges.
Elektrische Abwehrmittel taugen nicht und auch chemische Mückenmittel wie Autan und Zedan helfen nur bedingt.
Die Schotten schwören bei Wanderungen und Trekkings auf “Skin-so-Soft” von Avon, eine Feuchtigkeitspflege, die man in allen Wanderläden in Schottland kaufen kann. Auch ein Mückennetz fürs Gesicht kann gute Dienste verrichten. Dieses kauft man am besten in Schottland. Denn nur hier sind die Maschen dicht genug, um die winzigen Vampire fern zu halten. Die Midges-Saison in Schottland dauert von Ende Juni bis Anfang September, je nach Witterung. Dabei gibt es weniger betroffene Gebiete wie die Central Highlands und “verseuchte” wie den Westen Schottlands.
Wild, Schafe und Rinder in Schottland
In Schottland und vor allem in den Highlands werden Sie auf viele Raubvögel (Bussarde, Steinadler, Fischadler), sowie Moorhühner, Auerhähne und Berghasen treffen. Riesige Hirsch- und Rotwildherden bevölkern die Highlands, sowie Schafe, die am meisten verbreiteten Nutztiere in Schottland.
In der Jagdsaison (August – Oktober) dürfen die Wege und Wanderpfade in Schottland nicht verlassen werden, um die Tiere nicht zu erschrecken und das eigene Risiko gering zu halten.
Von Mitte April bis Ende Mai gebären die Schafe in Schottland ihre Lämmer. In dieser Zeit sind Mutter- und Jungtiere besonders empfindlich gegen Störungen. Ein – versehentlich – erschrecktes Muttertier kann leicht sein Junges verlieren.
Das berühmte Hochlandrind (Highland Cattle) mit seinen geschwungenen Hörnern und dem zotteligen Fell wurde lange Zeit nur noch aus Liebhaberei gehalten. Mittlerweile verbreiten sich die phlegmatischen Zeitgenossen in Schottland und beobachten Wanderer mit stoischer Gelassenheit. Wenn Kälber in der Nähe sind, sollte man sich den Tieren aber nicht zu sehr nähern. Mehr zu dieser Thematik finden Sie im Kapitel Fauna: Tiere in Schottland.