Friedhöfe in Schottland


INHALT
  • Geschichte der Friedhöfe

  • prähistorische Grabstätten

  • Keltenkreuze

Schlösser, Burgen und Denkmäler stehen wohl auf jeder To-do Liste eines Schottland-Urlaubers. Ein Sightseeing der ganz anderen Art ist dagegen der Besuch einer der hiesigen Friedhöfe. Was zu Beginn wohl etwas markaber klingt, stellt sich für viele dann aber als wahres Erlebnis heraus: verwitterte Grabstätten, Keltenkreuze, Geschichten und Legenden – und das in zumeist fotogenen, idyllischen Landschaftspanoramen abseits von lauten Touristenmengen.

Geschichte der Friedhöfe

Die Geschichte der Friedhöfe in Schottland wie wir sie heute kennen begann etwa um 725 nach Christus, als die ersten Gemeindemitglieder auf dem Gelände um die Kirche der jeweiligen Gemeinde herum beerdigt wurden, um möglichst nah bei den Reliquien ihrer Heiligen zu sein. Zu dieser Zeit galt das Privileg, in und um der Kirche beerdigt zu werden, jedoch nur wohlhabenden Familien. Zudem wurden auch die Gottesdienste teilweise auf dem Friedhof selbst abgehalten.

Der St Bridget Friedhof gehoert zu den romantischsten Orten in Schottland.
Friedhoefe in Schottland beherbergen uralte Grabsteine an z.T. idyllischsten Plaetzen.
Keltische Kreuze findet man auf vielen schottischen Friedhoefen.
In den schottischen Highlands sind viele Friedhoefen oben auf den Bergen gelegen.
Der Howff Friedhof in Dundee hat die bedeutendsten Granbsteine Schottlands.
Die alten Grabsteine in Schottland verwittern so lange, bis nichts mehr von ihnen uebrig ist.

Prähistorische Grabstätten

Die ersten erkennbaren Denkmäler für die Verstorbenen waren nicht die aufwendig gestalteten Gräber und Grabsteine wie wir sie heute kennen, sondern meist nur einfache Steine und Steinhaufen aus der Neolithischen- und Bronzezeit. Ein Beispiel dieser frühen, bronzezeitlichen Form der Denkmäler findet man beispielsweise nahe Inverness – die Clava Cairns. Die Clava Cairns sind eine etwa 4000 Jahre alte Friedhofsanlage mit gut erhaltenen Steinkreisen, Ringgräbern und Reste einer mittelalterlichen Kapelle. Um 2000 v.Chr. wurden hier eine Reihe großer Steinhaufen errichtet, von denen heute noch drei in Teilen des Komplexes, Balnuaran of Clava und Milton of Clava, zu sehen sind.

Friedhöfe in der Neuzeit

Viele Gräber auf Friedhöfen wurden später nur durch Zufall gefunden, da kein Grabstein oder Denkmal auf sie aufmerksam machte und die Verstorbenen lediglich in Steinkisten unter der Erde begraben wurden. Dies ist beispielsweise auch auf dem Glasgower Necropolis der Fall. Necropolis – die schottische Stadt der Toten beeindruckt mit ihrer Fülle an Denkmälern und unterirdischen, ungekennzeichneten Begrabenen – 50.000 Menschen sollen hier auf dem rund 15 Hektar großen Areal beerdigt worden sein, sichtbar sind davon allerdings „nur“ ca. 3.500 Denkmäler.

Im 18. Jahrhundert erlebte dann das Gravieren der Grabsteine einen Aufschwung und wurde zum Trend, viele Menschen sahen ein lohnenswertes und vielversprechendes Geschäftsmodell. Es wurden dann nicht mehr nur Geburts-,Todesdatum und Name des Verstorbenen, sondern auch Symbole, Schriftzüge und religiöse Bezüge in den Grabstein graviert.

Keltenkreuze

Bei einem Besuch auf der Insel Islay findet sich beispielsweise das Kildalton High Cross, eines der schönsten frühchristlichen Keltenkreuze in Schottland. Die Ornamente zeigen religiöse Figuren und Geschichten, wie beispielsweise den Kampf Davids mit den Löwen oder Maria mit Kind und Engeln.

Diese Keltenkreuze sind eine schottische Besonderheit und im deutschsprachigen Raum kaum zu finden. Das Balkenkreuz ist meist aus Stein gehauen und um die Schnittpunkte der Balken liegt ein Ring. Ursprünglich fand man diese Kreuze jedoch nicht auf Friedhöfen, sondern als Markierung von heiligem Land oder einem besonderen Gebiet.

Ein weiterer Friedhof in Schottland, der hinsichtlich religiöser Aspekte von hoher Bedeutung ist, befindet sich auf der kleinen Hebrideninsel Iona. Hier hat das Christentum seinen Weg nach Schottland begonnen, da hier im Jahre 563 das erste schottische Kloster gegründet wurde. Der Iona Friedhof ist außerdem bekannt als die Grabstätte der Könige – hier sollen allein 48 schottische Könige begraben sein.

Der Zahn der Zeit

Im heutigen Zeitalter stellt besonders die Verwitterung und Verwüstung von Friedhöfen ein ernstzunehmendes Problem dar. Viele Grabsteine wurden vorbeugend flach in den Boden gegraben, um sie vor Gewalteinwirkungen durch Natur und Mensch zu schützen.

Ein Beispiel für einen durch zahlreiche Naturgewalten zerstörten Friedhof findet man in St. Andrews, einem Ort an der schottischen Ostküste. Hier kann man sich bei einem Gang durch die übrig gebliebenen, einst prächtigen Fragmente der St Andrews Cathedral in die Geschichte zurückversetzen. Die besten und ältesten Grabsteine sind allerdings auch hier mittlerweile im St. Andrews Cathedral Museum vor Umwelteinflüssen geschützt.

Kleine, feine Auswahl an schottischen Friedhöfen

Ein bei Touristen sehr beliebter Friedhof ist der Greyfriars Kirkyard in Edinburgh. Hier rühmt sich die Legende des Greyfriars Bobby, einem Skye Terrier der nach dem Tod seines Herrchens John Gray 14 Jahre lang an dessen Grab gewacht haben soll. Auch für Harry Potter Fans ist dies wohl ein interessanter Ort – hier soll die Autorin der weltweit bekannten Reihe, J.K.Rowling, die Inspiration für zwei ihrer Charaktere gefunden haben.

Im Kontrast dazu steht beispielsweise der Friedhof auf der einsamen Insel Eilean Munde im Loch Leven nahe Ballachulish und Glencoe. Hier kann man ohne feste Fußwege durch die hohen Gräser spazieren und ungewöhnliche Grabsteine, die aus nahegelegenen Steinbrüchen stammen, entdecken. Definitiv eine ganz besondere, ruhige (und fotogene) Atmosphäre!

Der Howff Friedhof in Dundee wurde 1564 etabliert und enthält eine der bedeutendsten Sammlungen an Grabsteinen in Schottland. Früher Teil eines Franziskanerklosters steht der Friedhof heute mitten in der Stadt und bildet eine Oase aus alten Grabsteinen, Wildblumen und Bänken zum Verweilen.

Im St Cuthbert Church burial ground in Dalmeny, einem Vorort von Edinburgh, kann man einen mittelalterlichen Steinsarg besichtigen. Der älteste Grabstein auf dem überaus reizenden Friedhof datiert aus dem Jahre 1669. Viele Grabsteine sind zudem reich behauen und symbolisieren den Tod, die Auferstehung und/oder das Handwerk der Verstorbenen. Die Kirche zählt zu den besterhaltensten normannischen Kirchen Schottlands.

Der Friedhof am Eingang zum Glencoe ist einer der malerischsten in Schottland.
Keltenkreuze sind auf schottischen Friedhoefen oft vertreten.