Die der Westküste Schottlands vorgelagerten Inneren Hebriden umfassen mehr als 500 Inseln. Die Inseln sind alle sehr unterschiedlich, jede hat ihren ganz eigenen Charme. Nur 80 der Hebrideninseln werden von einer immer noch schwindenden Anzahl von Menschen bewohnt. Während der Highland Clearances im 18. Jahrhundert sind die meisten ihrer Inselbewohner vertrieben worden, um Platz für die Schafszucht und die exzentrischen Freizeitvorlieben ihrer adligen Grundbesitzer zu machen.
Mittlerweile wird das abgeschiedene Inselleben auf einigen Inseln der Inneren Hebriden wieder attraktiver.
Mit Hilfe von Spendengeldern kaufte zum Beispiel ein Mix aus zurückgekehrten Ureinwohnern, Esoterikern und Aussteigern die Insel Eigg 1997 ihrem deutschen Grundherren ab. Seit 2008 versorgt ein 1,6 Mio teures Stromnetz die Inselgemeinschaft mit ausschließlich grüner Energie. Bis dahin waren die Haushalte von Dieselgeneratoren abhängig, einige Cottages hatten gar keinen Strom (► Energiewirtschaft in Schottland).
Auch die berühmte Insel Skye registriert in den letzten 20 Jahren mehr Zu- als Abwanderung. Im Gegensatz zu vielen anderen Hebrideninseln. Auf dem Hebrideneiland Canna leben zum Beispiel nur 15 Menschen. Ein einziges Kind lief lange Zeit jeden Morgen einsam über eine Brücke zur Schule, die auf einer Gezeiteninsel steht. Der NTS hatte 2006 per Zeitungsinserat nach zwei Familien gesucht. Weltweit, von Indien über Dubai bis Kanada gingen Bewerbungen ein. Die Kriminalitätsrate liegt auf Canna bei Null, ein Polizist vom Festland kommt zweimal im Jahr zur Stippvisite.
Viele der Inneren Hebriden sind mit der Fähre der Reederei Caledonian MacBrayne erreichbar, manche auch mit kleinen, lokalen Fähren, die von den Dorfgemeinschaften unterhalten werden. Einige Hebrideninseln sind so zivilisationsfern, dass man für einen mehrtägigen Aufenthalt genügend Proviant mitbringen und gut ausgestattet sein sollte.
Arran
Fast identisch mit der geologischen Landkarte des Festlandes ist die beliebte Ausflugsinsel Arran. Die Miniaturausgabe Schottlands wird durch die Highland Boundary Fault, eine geologische Verwerfung, geteilt. Der vulkanische Norden ähnelt mit seinen Granitgipfeln den West Highlands, während der Süden aus flachwelligem Farmland besteht und an die schottischen Lowlands erinnert. Die Insel Arran ist bei Urlaubern sehr beliebt, auch weil sie - im Gegensatz zu anderen Inseln der Inneren Hebriden - relativ schnell zu erreichen ist. Im verschlafenen Hauptort Brodick legt die Fähre vom Festland an. Eine Straße führt an der Küste entlang ca. 90 Kilometer einmal um die ganze Insel. Mittlerweile gibt es wieder zwei Brennereien auf Arran, sowie einen interessanten Food Trail.
Coll und Tiree
Die Insel Coll erscheint mit seinen Hochmooren felsig und karg, die Insel Tiree wird dagegen die „Sonneninsel des Nordens“ genannt. Herrliche Machair-Wiesen mit Orchideen, Klee, Mohn und anderen Wildblumen bilden einen einzigartigen ökologischen Lebensraum (►Pflanzenwelt Schottland). An den weißen Sandstränden von Tiree werden die Windsurfmeisterschaften ausgetragen (► Wassersport in Schottland).
Islay und Jura
Es gibt nicht nur den einen populären Grund nach Islay zu kommen. Auch wenn sich alles um schottischen Whisky dreht. Die „Königin der Hebriden“ hat eines der reichsten Vogelleben der Inseln. Über 180 Arten, darunter seltene wie Alpenkrähen, Goldadler und Wachtelkönige brüten an den Klippen und Wattstränden (►Tierwelt Schottland).
Flach und grün scheint Islay in seiner gleichmütigen Ruhe nur durch die atlantischen Stürme bedroht.
In Portnahaven versorgt das weltweit erste kommerzielle Gezeitenkraftwerk die Insel mit Energie (►Energiewirtschaft). Die neun arbeitende Whisky Destillerien brennen kräftige, torfige, z.T. recht rauchige Whiskys, deren weltweite Nachfrage kaum zu decken ist.
Die eher ungastliche Wildnis der Nachbarinsel Jura zieht im Sommer nur Tagesaufflügler von Islay und abgehärtete Bergsteiger an. Ihre düstere Kolorierung und unnachgiebige Strenge sind das Resultat einer einzigartigen Geologie. Fast 90% der Insel bestehen aus konischem Quarzit.
An der Nordspitze schäumt und kocht das Meer. Die berüchtigten Gezeitenstrudel des Corryvrecken Whirlpool an der Nordspitze gelten als unschiffbar. George Orwell schrieb 1949 auf Barnhill Farm seine Zukunftsvision „1984“. Mit Hubschrauber oder Yacht werden zahlungskräftige Gäste auf der „Hirschinsel“ zum Jagen und Angeln ausgesetzt.
Mull und Iona
Die drittgrößte der Hebrideninseln Mull ist landschaftlich überaus abwechslungsreich. Der Hauptort, Tobermory, wirkt mit seinen buntgestrichenen Häuschen als ausgesprochener Blickfang. Vom Fährterminal in Craignure werden die Tagestouristen über das fast menschenleere Ross of Mull nach Fionnphort kutschiert. Hier legt eine kleine Passagierfähre im halbstündigen Rhythmus zur Insel Iona ab. Die spirituell berühmte Insel ist bis heute ein Pilgerort. Auf dem 5km langen Eiland mit seinen traumhaften Stränden gründete der Heilige Columba 563 eine Hüttensiedlung, aus der später ein Benediktiner-Kloster, Iona Abbey entstand. Die Ruinen der in der schottischen Reformation zerstörten Gebäude werden seit der Gründung der ökomenischen Gemeinschaft 1938 bis heute fortdauernd aufgebaut.
Skye
Die für ihre bizarr-schöne Landschaft berühmte Insel Skye zieht jeden Sommer Tausende Touristen an. Wie ein Treibhaus dampft der Süden der Insel nach Regeneinfall und wird aufgrund seiner reichen Vegetation der „Garten Skyes“ genannt. Die Seen und Buchten der recht grossen Insel greifen tief ins Hinterland ein, so daß kein Punkt weiter als 8 km vom Meer entfernt liegt.
Am Bergmassiv der Cuillin Hills bereiten sich Bergsteiger auf die Hochgebirge der Welt vor.
Die bizarre Landschaftsszenerie der Halbinsel Trotternish im Norden von Skye entstand, als vulkanischer Basalt auf den weicheren Sand- und Kalkstein niederdrückte. Durch einen Erdrutsch formten sich Felsvorsprünge und Klippen, exzentrische Zinnen und Säulen. Die 50m hohe Felsnadel des „Old Man of Storr“ hat bei einem Sturm ihren Kopf verloren. An der wie ein Schottenrock geformten Steilküste des Kilt Rock stürzt ein Wasserfall über 40m tief ins Meer. Ein schöner einstündiger Spaziergang lässt sich nördlich von Staffin zu den Basaltstacheln des Quiraing Massiv unternehmen. Für einen Besuch der Insel Skye, die sehr abwechslungsreich und vielfältig ist, kann man gut und gerne 3-5 Tage einplanen.
Staffa
Die schwarzen Basaltsäulen von Staffa sind ein geologisches Faszinosum. Die 70m lange Höhle Fingal’s Cave wurde 1772 von Sir Joseph Banks entdeckt.Viele Maler, Dichter und Komponisten hat das dramatische Echo der Wellen an den Felswänden der Höhle und Felix Mendelssohn-Bartholdy zu seiner Hebriden-Ouvertüre inspiriert. Hier kann man auch die seltenen Papageientaucher oft beobachten. Die Insel ist unbewohnt und nur im Rahmen von Tagesausflügen zu besichtigen.