Schottische Musik


INHALT
  • Schottische Musik ist mehr als Fiddeln und Dudelsack

  • die Harfe war eines der ersten Instrumente in Schottland

  • die Folk Musik hat bis heute eine reiche, lebendige Tradition

  • Bands und Musiker wie Nazareth, Annie Lennox und Runrig haben Musik aus Schottland international berühmt gemacht

Wer schottische Musik auf Dudelsack-und Fiddelmusik reduziert, tut dem Genre großes Unrecht. Natürlich tritt Schottland musikalisch– ähnlich wie Irland – vor allem mit traditioneller (Volks-) Musik hervor. Diese hat sich trotz schottischer Diaspora vor allem während der Highland Clearances und modernen Musikimporten bis ins 21. Jahrhundert hinein auch international in lebendiger Tradition erhalten.

Aber schottische Musik bietet weit mehr als das: vor allem ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gebiert das kleine Land im Norden der britischen Inseln große Musiker und Bands, die Musikgeschichte schreiben und weltweiten Einfluss üben.

Schottische Musik bis ins 18. Jahrhundert

Die Geschichte der schottischen Musik reicht weit zurück. Seit der Eisenzeit sind Instrumente in Schottland bekannt. Europas ältestes Streichinstrument von 2300 vor Christus fanden Archäologen auf der Insel Skye. Besonders in den Anfängen schottischer Musik dominiert die schottische Harfe, clàrsach genannt, das Klangbild.

Barden, die Musiker, Geschichtenerzähler und Poeten waren und sich häufig selbst mit einer Harfe begleiteten, überlieferten die musisch-oralen Traditionen von Generation zu Generation.

Die Musik des Mittelalter und der Renaissance zeigte sich von den Einflüssen des europäischen Christentums geprägt. Mehrstimmigkeit und Chorgesänge waren die dominanten Musikstile dieser Zeit. Vor allem durch ausländische Gastmusiker erlebten Lautenmusik und Bardengesänge einen Aufschwung im 16. Jahrhundert.

Während im 17. Jahrhundert eine Flaute in der Musikentwicklung aufgrund politischer Unsicherheiten herrschte, etabliert sich der Dudelsack in allen Formen und Ausführungen in Schottland als Nationalinstrument.

Ein Jahrhundert später taucht die Violine als beliebtes schottisches Instrument auf und die energetische Tanzmusik ensteht.

Auch Akkordeon, Flöte und Gitarre sind sehr beliebte und typische Instrumente in der schottischen „Folkmusic“. Robert Burns ist einer der bekanntesten Persönlichkeiten dieser Zeit (► schottische Literatur).

Bis heute sind diese Traditionen in den populären Ceilidh-Tanzabenden präsent. Und auch die vielen lokalen Musikfestivals in den Highlands & Islands lassen die musikalischen Traditionen fortleben.

Schottische Folk Musik ist ein lebendiger Teil der Musikszene Schottlands.
Hier finden Sie Informationen zu Schottland und vor allem zur schottischen Musik.
Die Band Oi Polloi steht für schottischen Punk seit mehr als 20 Jahren.

Klassische Musik

Verblüffend ist, dass das 19. und 20. Jahrhundert ganz im Zeichen der klassischen Musik steht, obwohl Schottland heutzutage für diese Musikrichtung wenig bekannt ist. Opern und Theatermusik stehen im Vordergrund und Alexander Campbell Mackenzie prägt die Orchestermusik. Schottland und die schottische Musik dienen als Inspiration für den weltweit bekannten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Kammermusik enstand in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, die bekannten Namen aus dieser Zeit sind vor allem Francis George Scott und John Blackwood McEven.

Schottische Folk Musik

Zwei große Musikstile werden im Zusammenhang mit schottischer Volksmusik genannt. Auf gälisch heißen sie „Ceòl Mór“ und „Ceòl Beag“, was sich mit „Große Musik" und „kleine Musik“  übersetzen lässt.

Das bezieht sich auf tatsächlich auf die Größe des Klanges in der Musik.

„Ceòl Mór“ ist eine erweitere Form der Kunstmusik, mit komplexen Strukturen und umfassenden Kompositionen. „Ceòl Beag“ meint die international bekannte und einfacher aufgebaute Volksmusik.

Zudem zeichnet sich schottische Musik im Allgemeinen durch die aufeinanderfolgende Verwendung bestimmter Noten und Akkorde, sowie gewisser Geschwindigkeiten aus. Die Abfolge kurzer Notenwerte auf lange ist beispielweise typisch in der schottischen Musik.

Seit über 45 Jahren lässt die „Battlefield Band“ aus Glasgow mit ihrer Musik schottische Tradition lebendig werden. Für ihre Alben der letzten Jahre haben sie zahlreiche Preise eingeheimst und in ihrem aktuellsten Album aus dem Jahr 2015 arbeiten sie mit zahlreichen namhaften Künstlern zusammen, wie Tony DeMarco und Aaron Jones.

Wie der Name schon vermuten lässt, sind die „Blazin’ Fiddles“ eine aus sehr begabten Violinenspielern bestehende Band. Aus den West Highlands und von den Inseln kommend, lassen die Bandmitglieder ihre schottische Herkunft in die Musik einfließen und mit Unterstützung von Gitarre und Klavier entsteht abwechslungsreiche, traditionelle Volksmusik.

Die 1973 gegründete Musikband „Runrig“ performt jetzt seit über 45 Jahren nicht nur in ihrem Heimatland Schottland, sondern weltweit. Vor allem in Deutschland werden sie von einer grossen Fangemeinde bejubelt.

Das Duo “The Corries”, bestehend aus dem Gitarristen Roy Williamson und Sänger Ronny Browne, widmete sich mit ganzem Herzen der „Scottish Folk Music“. Zwischen 1964 und 1990 hat die Band über 20 Alben aufgenommen und wurde 2007 in die „Scottish Traditional Music Hall of Fame“ aufgenommen. Ebenfalls traditionelle Musik verspricht die Gruppe „Caperceilidh“, die mit keltischer Musik zum Tanzen einlädt.

Rock, Pop & Co.

Vor allem im Rock & Pop Genre hat Schottland in den letzten Jahrzehnten viele bekannte Musiker hervorgebracht. Einer der bekanntesten ist wohl Rockmusiker Mark Knopfler, Gründer der Band „Dire Straits“ und bekannt für seine herausragenden Fähigkeiten an der Gitarre.

Annie Lennox, die in ihren Anfängen in Bands sang, singt seit 1990 solo und das mit großem Erfolg. Ihr Hit „No More „I Love You’s““ zählt zu ihren größten Erfolgen. Amie MacDonald ist eine weitere Musikerin aus Schottland. Ihr erstes Album erschien 2007 und begeisterte weltweit. Seitdem schreibt, singt und performt sie auf der ganzen Welt, ihr aktuellstes Album „Life in a Beautiful Light“ erschien im Jahr 2012.

Nicht nur Belgien hat ein Portfolio erfolgreicher DJ’s vorzweisen. Einer der bekanntesten DJ’s des letzten Jahrezehnts ist gebürtiger Schotte.

Calvin Harris hat im Jahr 2007 sein Debütalbum veröffentlicht. 2009 erreicht er das erste Mal in seiner Karriere den ersten Platz der „UK Single Charts“ mit seinem Hit „I’m Not Alone“. Aus Glasgow kommt zudem die schottische Rockband Franz Ferdinand. 2002 gegründet arbeiten die Jungs immer wieder an neuen Projekten und haben erst letztes Jahr 2015 ihr viertes Studioalbum veröffentlicht.

Die schottische Band mit dem amüsanten Namen „Beecake“, der von einem Foto mit einem bienenbelagerten Kuchen stammt, ist noch relativ jung und nicht übermäßig bekannt. Bekannt ist jedoch der Frontmann Billy Boyd, der in allen Herr-der-Ringe-Filmen einen der Hobbit-Hauptdarsteller spielt. Die Band, zu der auch noch Rick Martin, Paul Burke und Billy Johnston gehören, hat bereits 2 Alben veröffentlicht und Billy Boyd hat zudem den Song „The Last Goodbye“ für den Abspann des letzten Films der Herr-der-Ringe-Trilogie geschrieben und gesungen.

ACDC ist zwar eine australische Band, die beiden Gründer Angus und Malcolm Young, beides Gitarristen, haben ihre Wurzeln jedoch in Schottland.

Sie stammen aus Glasgow, ihre Familie ist jedoch 1963 nach Australien ausgewandert.

Ihre Heimat sind die Bühnen der ganzen Welt, ACDC performen noch immer in den verschiedensten Ländern. Bei dieser Band ist es fast unmöglich, alle bekannten Hits aufzuzählen, stattdessen kann man getrost ganze Alben nennen. So zählen u.a. T.N.T, Powerage, The Razor Edge und Rock or Burst zu den bekanntesten Alben, Highway to Hell aus dem Jahr 1979 ist das erste Album, mit dem die Band weltweit den größten Erfolg hatte. 2014 musste Malcolm Young die Band aus gesundheitlichen Gründen verlassen, somit ist Angus Young das einzig verbliebene Mitglied der ursprünglichen Band.

Ganz dem Hardrock verschrieben hat sich die schottische Band „Nazareth“. 1968 in Dunfermline, unweit von Edinburgh, gegründet, arbeitet die Band heute von London aus. Einer ihrer bekanntesten Hit ist das Cover des Songs „Love Hurts“, welcher in ihrem Album „Hair of the Dog“ in 1975 veröffentlicht wurde.

Paolo Nutini ist, wie der Nachname vermuten lässt, italienisch-schottischer Abstammung.

Bekannt wurde Nutini mit seinem Song „Candy“, der auch in deutschen Radios sehr beliebt war.

Auch der jetzt in Irland lebende Sänger und Songwriter Donovan ist gebürtiger Schotte. Sein Musikstil wird gern mit dem Bob Dylans verglichen, wovon sich Donovan selbst aber gegen Ende seiner Karriere distanzierte. Eine bekannte Indie-Rockband aus Schottland ist die Gruppe „Frightened Rabbit“, die sich 2003 in Selkirk gründete. „Painting of a Panic Attack“ ist ihr aktuellstes Album und schaffte es in den britischen Charts auf Platz 14.

 „The Proclaimers” sind die Zwillingsbrüder Craig und Charlie Reid, die im Jahr 1962 in Leith, dem heutigen Hafenviertel Edinburghs, geboren wurden. Bekannt für ihren schottischen Akzent und den Song „I'm Gonna Be (500 Miles)”, der als einziger ihrer Songs in den US-Charts landete, haben die beiden im Jahr 2015 aktuellstes Studioalbum veröffentlicht.

Eine weiterer Erfolg aus Schottland ist die Band „Belle&Sebastian“, die bis heute ganze neun Studioalben veröffentlichte. Noch heute besteht die Band fast komplett aus ihren Gründungsmitgliedern und spielt auf Festivals und konzerten weltweit.

Aus der Band „Johnny&The Self-Abusers“ enstand die schottische Rockband „Simple Minds“. Lead-Sänger der Band ist heute Jim Kerr und die bekanntesten Songs der Band sind „Don’t You (Forget About Me)“ aus dem Jahr 1985 und „Belfast Child“.

Die Band „Snow Patrol“ aus dem schottischen Dundee hat sich dem Alternativ Rock verschrieben. Mit ihrem Hit „Run“ wurde die fünfköpfige Band im Jahr 2003 international erfolgreich, nachdem sie drei Jahre zuvor bei einem Konzert mit 18 Zuschauern den Tiefpunkt ihrer musikalischen Karriere erlebten.

Nicht unerwähnt bleiben soll auch Emeli Sande, die als gebürtige Engländerin in Aberdeenshire aufwuchs. Der Song „Diamond Rings“ mit dem Rapper Chipmunk brachte für sie den Durchburch und seit 2011 macht sie erfolgreich Karriere als Sängerin. Ihr Song „Next to Me“ brachte internationalen Erfolg und sie kann drei Nummer eins-Hits in den britischen und irischen Charts vorweisen.

Schottische Musikfestivals

Noch heute gehören Volksmusik-Abende in den lokalen Pubs und Jamming-Sessions zum schottischen Alltag. Doch neben den alltäglichen kleinen Livekonzerten und gemeinsamen Sing- und Tanzveranstaltungen, finden eine Vielzahl an Festivals statt, die über das gesamte Land und Jahr verteilt sind. Neben Kultur-, Natur- und Kunstfestivals haben sich auch etliche Musikfestivals etabliert und zu wahren Besuchermagneten entwickelt.

Die Kulturhauptstadt Edinburgh hat neben dem weltweit bekannten Royal Military Tattoo im August u.a. noch das Edinburgh Festival zu bieten. Im Festival-Monat August finden hier Musicals, Opern und Konzerte jeglicher Musikstile und –richtungen statt, es werden alle Geschmäcker bedient. Im Januar zieht in der Nachbarstadt Glasgow das Festival Celtic Connections Musiker aus der weltweiten keltischen Folk Music Szene an.

Auch in anderen Teilen des Landes wird an Musikfestivals nicht gespart. Das “Bell Rock Blues Music Festival” in Arbroath an der schottischen Ostküste hat sich so sehr dem Blues verschrieben wie das “Kelso Country and Western Festival” in Kelso den Western-Klassikern.

Eine andere Option ist das “The Saltire” in der Region East Lothian, nicht weit von Edinburgh entfernt. Das „Dunbar Traditional Music Festival“ in Dunbar und das „Feis na Mara“ im Westen Schottlands in dem Ort Mallaig sind auf die traditionelle „Folkmusic“ ausgerichtet. Die Darbietung reichen von ergreifenden Musikstücken über die bekanntesten Volkslieder bis hin zur echten schottischen Tanzmusik, die zum Mitklatschen einlädt.

Schottische Musik besteht nicht nur aus Fiddeln und Dudelsack sondern ist sehr vielfaeltig.