Aberglaube, Spiritismus & Mystizismus in Schottland


INHALT
  • Geister und Feen

  • Halloween

  • Heilkraft von Pflanzen & Bäumen

  • Vorhersagen von Wahrsagern

  • Steinkreise: moderne Mysterien

„Aberglaube ist die Poesie des Lebens“, schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe. Für viele Besucher ist Schottland mit seinen weiten Landschaften, Burgen, dem fast schon klischeehaften Nebel und Regen auch mit Aspekten des Übernatürlichen, Spirituellen und Mystischen verbunden.

Und tatsächlich trifft man, wenn man sich mit schottischen Traditionen und Folklore beschäftigt oder mit älteren Menschen vor allem in den ländlichen Regionen unterhält. auf einen Reichtum an Legenden, Märchen, Volks-und Aberglauben.

Bis heute wird zum Beispiel kleinen Kindern gesagt, dass es unhöflich ist, die Schuhe auf den Tisch zu legen oder einen Regenschirm in der Wohnung aufzuspannen. Ein alter Aberglaube besagt, dass Schuhe auf dem Tisch den Tod für die Familie bringen wird. Teil dieses Aberglaubens ist die Geschichte eines toten Bergmannes. Um ihm Respekt zu zollen, wurden seine Schuhe auf den Tisch gestellt. Im Verlauf der Zeit jedoch wurden die Schuhe auf dem Tisch immer mehr mit dem Tod assoziiert.

Eine andere Geschichte, die vor ein paar Jahren in den Zeitungen mitverfolgen konnte, erzählt von einem Stein in St Fillans, in Zentralschottland, unter dem Feen leben sollen. Die Einwohner protestierten gegen das Bauvorhaben, um die Feen zu schützen. Selbst als die Baufirma einwilligte, um den Stein herum zu bauen, waren sie nicht einverstanden, denn es könnte die Feen stören. Der Glaube der Anwohner sollte bewahrt werden, also musste das ganze Projekt neu gestaltet und geplant werden.

Aberglaube, Wahrsager, heidnische Riten und Traditionen sind Teil der Kultur Schottlands.
Schottland bietet den perfekten Naehrboden fuer Aberglaube, Spiritismus und Mystizismus.
Die Geschichte und Landschaft in Schottland bietet viel Raum fuer Aberglauben und Spirituelles.

Halloween

An einem Tag wie Halloween gehört das Geisterhafte und Mystische auch heute noch dazu, ganz gleich, ob es Partys mit fantasievollen Kostümen oder ganze Grusel-Veranstaltungen sind. Die Ursprünge von Halloween, oder „Samhain“, wie es in der gälischen Sprache heißt, lassen sich in der schottischen Geschichte als „das Ende des Sommers“ zurückverfolgen. Im keltischen Glauben eröffnet die Grenze zwischen Sommer und Winter auch die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten.

Das Verkleiden an Halloween war in früheren Zeiten ein Schutz vor den Toten.

Denn so hoffte man, unbemerkt an ihnen vorbei zu kommen. Es gab riesige Lagerfeuer in den Städten und dazu wurden Laternen aus Rüben gebastelt, die das Böse abwehren sollten, indem man ihnen ein Gesicht verlieh.

Man glaubte auch, wenn Verliebte ins Halloween-Feuer Nüsse legen, ließe sich erkennen, ob die Zukunft glücklich werden würde. Zusätzlich sollte das Brautpaar auch bei der Hochzeit auf Nummer sicher gehen und sich als Glücksbringer eine Silber-Münze oder Heidekraut in die Schuhe stecken. ► Mehr zu Geistern, Seeungeheuern und Kelpies in Schottland.

Aberglaube bei Kindern

Kinder, die am Ersten eines jeden Monats geboren werden, sollen Glück haben. Auch lässt sich ganz leicht feststellen, welches Verhältnis ein Kind mal zu Geld haben wird, indem man den Neugeborenen eine Silber-Münze in die Hand gibt. Lassen sie die Münze fallen, werden sie verschwenderisch mit Geld umgehen, halten sie die Münze aber fest, werden sie sparsam mit den finanziellen Mitteln haushalten. Andere Schotten wiederum glauben, dass es dem Kind einfach Glück bringt, wenn eine Silber-Münze in die Hand eines Neugeboren gelegt wird. Ein weiterer Aberglaube besagt, einem Baby seinen ersten Dram Whisky zu geben, wird es vor bösen Geistern beschützen.

Aberglauben und Kräfte der Pflanzen

Ebenso werden einigen schottischen Pflanzen besondere Kräfte für Schutz und Heilung zugeordnet. So soll die Eberesche/Vogelbeere, in der schottischen Sprache Rowan Tree, vor Hexen und ihren Zaubern schützen. Die Vogelbeere wird auch als Feenbaum bezeichnet. Einen solchen Baum zu fällen bringt Unglück, denn früher wurden aus seinem Holz beispielsweise Zauberstäbe gefertigt.

Espenblätter wiederum sollen Fieber heilen. Es heißt, dass Krankheiten kuriert werden können, wenn etwas gefunden wird, das den Symptomen ähnelt. Der Zusammenhang hier besteht darin, dass die feinen Blätter der Espe bei dem kleinsten Luftzug zu wehen beginnen und Fieber wiederum Schüttelfrost erzeugen kann.

Sowohl die Blätter als auch das Holz von Eschenbäumen sollen alle beschützen, die es in ihrem Haus aufbewahren oder bei sich tragen.

Ein Bad in Eschenholz oder ein Blatt bei sich zu tragen, soll Glück bringen.

Aberglauben in der Landwirtschaft

Auch in der schottischen Landwirtschaft und Viehzucht hat der Aberglauben seinen Platz gefunden. Wird ein Schaf mit einem schwarzem Kopf geboren, wird es als Unglück für die gesamte Herde betrachtet. Die Geburt mehrerer schwarzer Schafe bedeutet sogar ein Unglück für die gesamte Saison. Das Sprichwort „das schwarze Schaf der Familie“ entstand, da die Pflege eines schwarzen Schafes aufwendiger und die Wolle schwerer zu verarbeiten sein soll und es unter lauter weißen natürlich auch viel mehr auffällt, aber möglicherweise hat es ja doch noch eine andere Herkunft.

Aberglauben in der Seefahrt

Fischerei-Gemeinden wie in East Neuk in der Region Fife oder auf den Äußeren Hebriden sind bekannt für ihre strengen Kodexe und Bräuche. So besagt ein Aberglaube, dass es Unglück bringt, einem Priester oder einer rothaarigen Frau zu begegnen, bevor man auf See fährt. Die Seemänner konnten sich nach einer solchen Begegnung weigern, auf See zu fahren. An Bord der Schiffe selbst waren Worte wie Schwein und Kaninchen verboten, weil diese Unglück bringen sollten. Auch Lachse, die im Gälischen als „weise Fische“ bezeichnet werden, wurden mit Vorsicht bedacht, da sie die heiligen Tiere der Kelten waren.

Brahan Seer: Seher und Wahrsager

Ein berühmter Seher Schottlands war Brahan Seer, welcher als Kenneth Mackenzie geboren wurde. Angeblich soll er seine Gabe, das „zweite Auge“, durch den Geist einer toten dänischen Prinzessin erhalten haben, die einen Tribut zahlen musste, um in ihr Grab zurückzukehren. Er hatte Visionen von zukünftigen Ereignissen, von denen sich viele bewahrheitet haben. So sagte er zum Beispiel „The Battle of Culloden“ voraus, die Eisenbahn, den Caledonian Canal, Gas- und Wasserleitungen.

Auch dass Schottland wieder ein eigenes Parlament bekommt und man von Schottland nach Frankreich laufen kann – den Eurotunnel – wurde in seinen Visionen vorhergesagt. Zugegeben, Brahan Seer hat vermutlich nicht wirklich Dinge wie die Eisenbahn gesehen, aber es gab Beschreibungen von riesigen schwarzen und zügellosen Pferden, die mit Feuer und Dampf durch Schottland ziehen. In der damaligen Zeit trifft das wohl die Beschreibung einer Eisenbahn sehr gut.

Also ist es kein Wunder, dass die Menschen auch an diese Vorhersage glauben: Die Isle of Lewis wird eines Tages sinken!

Doch eine Überlebende wird es geben – eine Frau mit roten Schuhen. Ob mit dieser Vorhersage die eigentliche Insel oder die gleichnamige Fähre gemeint war, ist nicht herausfinden. Nicht verwunderlich also, dass auf der Fähre einige Frauen mit roten Schuhen zu finden sind und mit Sicherheit auch der ein oder andere Tourist vorsichtshalber in ein Paar rote Schuhe schlüpfen wird.

Brahan Seer hat ebenso vorhergesagt, dass Loch Ussie überlaufen wird, sollte der in Strathpeffer stehende Eagle Stone drei mal umfallen. Da der Stein bereits zwei mal umgefallen ist, waren die Sorgen darüber so groß, dass man ihn schlußendlich einfach einbetonierte.

Standing Stones: Spiritismus & Mystizismus

Bis heute ein großes Mysterium sind die zahlreichen Standing Stones in Schottland. Sie Steinkreise wurden wohl von den ersten Siedlern in Schottland errichtet (► Ur- und Frühgeschichte Schottlands). Der Grund dafür ist allerdings bis heute nicht geklärt.

Einige glauben, dass die Steinkreise aus religiösen Gründen oder für Zeremonien aufgestellt wurden.

Die Steinkreise sind in ganz Schottland zu sehen. In Aberdeenshire gibt es so viele, dass sogar eine touristische Route zusammengestellt wurde, der sogenannte „Stone Circle Trail“.

Auf den Orkney Inseln und der Äußeren Hebrideninsel Lewis heißt es, die Steine sind verwandelte Riesen, die ihren Glauben nicht ändern wollten oder alte Seelen, die sich einmal im Jahr bewegen, wenn sie durstig sind. Berichten zufolge gab es Sichtungen von einer geisterhaften Gestalt, die die Steine an der Sommersonnenwende aufsucht.

Auf der Insel Arran wiederum glaubt man, dass Feen aus Langeweile Kieselsteine auf das Moor geworfen haben und so die Steine entstanden. Eine andere, oft erzählte Geschichte besagt, dass Figal und Fheinn mit Wikingern kämpften und die Steine in Wirklichkeit Grabsteine der Gefallenen sind. Andere, weniger abergläubische Schotten, vermuten, dass sie wohl benutzt wurden, um den Mond zu beobachten, also eine Art Observatorium. 

Für spirituell und mystisch interessierte Menschen üben die Steine bis heute eine große Faszination aus. Sie sollen über besondere energetische Qualitäten verfügen und tiefe Emotionen auslösen.

Aberglaube ist in den laendlichen Regionen Schottland und vor allem bei der aelteren Generations weit verbreitet.