Geboren und aufgewachsen in Rom und in dem Glauben einen göttlichen Anspruch auf den Thron zu haben
1744 Reise nach Frankreich zur Mobiliserung von Truppen gegen England
1745 Reise nach Schottland und Beginn eines weiteren Jakobitenaufstandes mit dem tragischen Ende bei der Schlacht von Culloden
1746 Flucht nach Frankreich und weitere Versuche den Thron zurückzuerobern
Leben in Rom und Florenz und Tod nach schwerer Krankheit und einem Schlaganfall
Vermutlich kennen die wenigsten seinen vollen Namen. Doch die tragische und romantische Figur des Bonnie Prince Charlie, „the Young Pretender“ oder auch „the Young Chevalier“ und die alles verändernde Schlacht von Culloden ist den meisten bekannt. Spätestens seit der Saga von Diana Gabaldon und der darauf basierenden Outlander-Serie ist auch der „Skye Boat Song“ in der Version von Robert Louis Stevenson (1892) für viele ein Begriff. Das Lied, das die Flucht des schottischen Helden beschreibt. Doch wer war die Person hinter den Geschichten?
1. Teil: Aufwachsen und Leben in Rom
Charles Edward Louis John Casimir Sylvester Severino Maria Stuart wurde am 31. Dezember 1720 im Palazzo Muti (Palazzo del Re) in Rom als ältester Sohn von James Francis Edward Stuart geboren. Die Residenz, in der die Familie lebte, erhielt sie vom Papst Clement XI. (► lese weiter: Die Stuarts in Schottland)
Charles‘ Vater war ein im Exil lebender Nachfolder James VII. von Schottland und II. von England und Irland und hatte einen legitimen Anspruch auf den Thron.
Mit diesem Wissen aufgewachsen, glaubte Charles stets an seinen göttlichen Anspruch auf die Krone und wuchs dementsprechend mit einem großen Stolz auf.
Er hatte eine, seinem Stand angemessen, sehr priviligierte Kindheit und konnte im Alter von sechs Jahren flüssig Englisch, Französisch und Latein sprechen, hat schon seine ersten musikalischen Erfahrungen gemacht und zeigte eine große Begeisterung am Schießen. Er wuchs zudem in einem sehr „argumentativen“ Haushalt auf. Anders als oft angenommen, soll er anstelle eines italienischen oder französischen Akzents einen britischen gehabt haben. Es wird auch gesagt, dass es dem Irischen ähnlich gewesen sein soll. Was sicher zu sein scheint, ist, dass er das schottische Englisch beherrschte.
Charles wurde in der Kriegskunst ausgebildet und hegte stets große Ambitionen den Thron Georgs II. von England, Schottland und Irland für seinen Vater zurückzuerobern und plante eine Invasion in England mit der Hilfe Frankreichs. 1743, bei der Belagerung von Gaeta, sammelte er seine ersten Kriegserfahrungen und sein Vater ernannte ihn zum Prinzregenten.
2. Teil: Über Frankreich nach Schottland
Ein Jahr später begab er sich im Auftrag James‘ auf die Reise nach Frankreich, um an der Invasion gegen England teilzunehmen. Große Truppen waren bereit im Januar 1744 von Dunkirk aus loszusegeln. Die Winterstürme machten dieses Vorhaben jedoch unmöglich. Mehrere französische Schiffe wurden versenkt, woraufhin Ludwig XV. die Invasion stoppte.
Im August des selben Jahres versuchte Charles in Paris Unterstützung für einen weiteren Versuch zu finden und schaffte es Gelder für zwei bewaffnete Schiffe auzubtreiben.
Am 23. Juli 1745 kam er mit sieben Begleitern auf den schottischen Western Isles in Eriskey an.
Da es noch immer Anhänger seines Vaters gab (Jakobiten), die einen schottischen König auf den Thron sehen wollten, erhoffte sich Charles die Highland Clans von einer militärischen Offensive gegen England überzeugen zu können. Französische Unterstützung sowie englische Anhänger der Jakobiten sollten sich im Laufe des Aufstandes anschließen. Zu diesem Zeitpunkt war der junge Prinzregent 25 Jahre alt.
3. Teil: Jakobitenaufstand und Schlacht von Culloden
Am 19. August 1745 war es dann soweit. Am Loch Shiel in Glenfinnan, nahe Fort William, hisste Charles die Standarte seines Vaters und sollte nun erfahren, ob die schottischen Clans sich dem Jakobitenaufstand anschließen würden. Und tatsächlich kamen um die 2400 Mann zusammen, vorrangig Camerons und MacDonalds, welche unter der Leitung Bonnie Prince Charlies nach Edinburgh zogen. Nach der Einnahme Perth am 04. September 1745 konnten sie am 16. September ohne Kampf in die Stadt einmarschieren. Nach der erfolgreichen Schlacht von Prestonpans gegen die Regierungstruppen zwei Tage später, zogen sie am 31. Oktober weiter gen Süden nach England. Die Highland Clans sagten bei diesem Vorhaben nur zu, da ihnen französische Hilfe sowie sich in England befindende Jakobiten, die ihre Ankunft erwarteten und das Vorhaben unterstützen wollten, versichert worden sind. Inzwichen bestanden die Truppen nicht nur aus Highlandern, sondern auch aus Lowlandern, Iren, Franzosen und sogar enigen Engländern.
Aus der Zeit in Edinburgh ist bekannt, dass sich Charles im Holyroodhouse, dem Palast der Stuart Familie, aufhielt und die Frauen mit seinen Charme gefesselt haben soll. Edinburgh Castle selber blieb im Besitz der Regierung (►mehr zu Castles, Burgen & Schlösser). In der Zeit wurde James Stuart als König ausgerufen und Charles als sein Regent eingesetzt. Auch französische Gelder und Waffen sind inzwischen eingetroffen, zusammen mit dem Gesandten Marquis d’Éguilles, der die französische Unterstützung zu bestätigen schien.
Die weiteren Ereignisse sind weitesgehend bekannt und die alles entscheidene Schlacht von Culloden am 16. April 1746 in vielen Filmen und Lieder beschrieben.
Da Charles in Culloden nicht vorne an der Front dabei war, sondern die Truppen von hinten kommandierte, konnte er nicht wirklich sehen, was vor ihm geschah. Er hat sich erhofft, dass die Truppen von Cumberland zuerst angreifen würden, was jedoch nicht geschah. Die daraufhin umgeänderte Strategie des Prinzen konnte auch nicht wie geplant umgesetzt werden, da der Messenger vor der Überbringung der Befehle getötet worden sein soll. Es folgte nun ein unkoordinierter Angriff, der nur kurze Zeit andauerte, aber die Geschichte Schottlands maßgeblich verändern sollte. Die erhoffte Unterstützung Frankreichs in Form von Truppen traf nie ein und die Schotten fühlten sich von Charles betrogen. Schon vor Culloden beschuldigte Charles einige Anführer ihn zu hintergehen und trank immer mehr Alkohol, woduch das Verhältnis sich weiter verschlechterte. Nach seiner Flucht betrat er auch aus diesem Grund nie wieder schottischen Boden.